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Auditive Phänomene
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Published: | February 6, 2019 |
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Einleitung: Das bekannteste auditive Wahrnehmungsphänomen ist subjektiver Tinnitus, worunter eine Geräuschempfindung ohne vorausgegangenen akustischen Reiz verstanden wird. Untersucht wurden folgende Fragen: welche auditiven Wahrnehmungsphänomene sind in der Literatur beschrieben? Lassen sich Ähnlichkeiten der auditiven Phänomene zum subjektiven Tinnitus erkennen? Lassen sich Tinnitus und andere auditive Wahrnehmungsphänomene unterscheiden?
Vorgestellt werden drei Gruppen verschiedener auditiver Wahrnehmungsphänomene. Die erste Gruppe beschreibt Hörempfindungen, welche ohne spezifischen Sinnesreiz, namentlich Schallreiz, auftreten. Die zweite Gruppe umfasst Wahrnehmungsphänomene, welche nach einem akustischen Reiz persistieren oder sich mit anderen Sinnesreizen vermengen. Die dritte Gruppe stellt die spontanen auditiven Phänomene dar, welche gänzlich ohne jeden Sinnesreiz auftreten, wie Pseudohalluzinationen und Halluzinationen. Dabei lässt sich in der vergleichenden Darstellung dieser drei Gruppen ein Kontinuum erkennen, das von splitterhaft-texturlosen bis hin zu komplexen akustischen Trugwahrnehmungen reicht.
Methoden: Durchgeführt wurde eine Literarturrecherche in medizinischen Datenbanken (PubMed) der Jahre 2006 bis 2018. Die Recherche wurde zu folgenden Begriffen durchgeführt: "spontane auditive Phänomene", "akustische Halluzination", "Musical Ear", "Earworm", "Palinakusis", "halluzinatorische Psychose", "Schizophrenie".
Ergebnisse: Es ergaben sich zur Klassifikation insgesamt drei Gruppen auditiver Phänomene:
- Auditive Phänomene ohne adäquaten (akustischen) Sinnesreiz,
- Phänomene mit vorangehendem Sinnesreiz,
- Phänomene ohne vorangehenden Sinnesreiz.
Tinnitus weist Ähnlichkeiten in der Schilderung der subjektiven Empfindung mit allen drei Gruppen auf und kann neben anderen auditiven Empfindungen auftreten. Eine erste Zuordnung gelingt in der Anamnese mit gezielten Fragen zu den Merkmalen der Sinneswahrnehmung und den auslösenden Faktoren. Eine Unterscheidung zum Tinnitus ist in den meisten Fällen mit Audiometrie, Tinnitusanalyse und Tinnitusverdeckung möglich. Bei keinem der anderen auditiven Phänomene gelingt eine reproduzierbare Angabe zum Frequenzbereich und Lautheit in vergleichbarer Weise.
Diskussion: Bereits in früheren Untersuchungen wurden reproduzierbare Angaben zwischen Hörkurvenverlauf und Tinnitusfrequenz beschrieben. In den meisten Fällen tritt Tinnitus im Abfall einer Hörkurve oder am Punkt des größten Hörverlustes auf. Auch durch die entsprechende Tinnitusverdeckung ist eine Zuordnung möglich.
Im Gegensatz zum Tinnitus bleiben andere auditive Phänomene oft unerwähnt, da die Betroffenen fürchten, für psychiatrisch krank erklärt zu werden. Daher ist die Kenntnis über die verschiedenen auditiven Phänomene wichtig, um die oft verdeckte Not der Patienten zu erkennen.