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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2019

29.03. - 30.03.2019, Neuss

Erstbeschreibung einer Myiasis des Tracheostomas in Deutschland

Meeting Abstract

  • author Sascha Badawi - Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Claudia Rudack - Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Achim-Georg Beule - Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • corresponding author Christoph Spiekermann - Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Neuss, 29.-30.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc35

doi: 10.3205/19wdhno35, urn:nbn:de:0183-19wdhno354

Published: February 6, 2019

© 2019 Badawi et al.
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Text

Einleitung: Myiasis bezeichnet den Befall von Gewebe mit Fliegenmaden, die sich vom Wirt ernähren. In der HNO-Heilkunde ist ein derartiger Befund selten. Somit ist dies nach bestem Wissen die erste Beschreibung einer Myiasis des Trachestomas in Deutschland.

Methoden: Wir beschreiben den Kasus eines 42-jährigen langzeitbeatmeten Patienten, der bei unklarer stomaler Blutung in unserer Klinik vorgestellt wurde. Es zeigte sich eine Myiasis mit Blutung aus kontaktvulnerablem Granulationsgewebe. Anschließend erfolgte eine entomologische Analyse der Parasiten.

Ergebnisse: Die Untersuchung zeigte mobile Maden am Tracheostoma, die entfernt wurden. Aufgrund der Blutung mit Granulationen erfolgte eine Tracheostomarevision und Mikrolaryngoskopie. Intraoperativ sowie in der Histopathologie zeigten sich keine weiteren Auffälligkeiten und insbesondere keine weiteren Maden im Situs. Nach Einschätzung durch die Entomologie handelt es sich um Larven der Spezies Calliphoridae aus der Familie der Brachycera.

Calliphoridae kommen ubiquitär in Deutschland vor. Zerfallende organische Substanz dient typischerweise als Lockstoff, insbesondere zur Eiablage. Unter Fällen von Myiasis nimmt das Tracheostoma als Verbindung zwischen Haut und Trachea eine besondere Stellung ein. Prädisponierend sind neben Standortfaktoren insbesondere eine insuffiziente Reinigung der Trachealkanüle, reduzierte Schutzreflexe sowie Zersetzungsprozesse.

Diskussion: Bei erhöhter Kontaktvulnerabilität des Tracheostomas ist insbesondere bei pflegebedürftigen Patienten auch in Deutschland an eine Myiasis zu denken. Lokale Manipulationen helfen, die Maden zu detektieren. Eine Tracheostomarevision ist in diesen Fällen indiziert, um nistende Maden zu eradizieren und Komplikationen wie eine Aspirationspneumonie zu verhindern.