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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2019

29.03. - 30.03.2019, Neuss

Spontane Thrombosierung der Zunge

Meeting Abstract

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Neuss, 29.-30.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc21

doi: 10.3205/19wdhno21, urn:nbn:de:0183-19wdhno215

Published: February 6, 2019

© 2019 Aljerf et al.
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Klinik: Wir möchten über eine 38-jährige Patientin berichten, die über eine seit einem Tag bestehende Schwellung mit Druckgefühl in der Zunge linksbetont und Odynophagie klagte. Die Patientin war mit der Verdachtsdiagnose eines Zungenabszesses in unsere Klinik eingewiesen worden. Dyspnoe oder Stridor bestanden nicht. Fieber bestand zu keinem Zeitpunkt. In der Anamnese wurden systemische Erkrankungen, Allergien, Vormedikation oder Voroperationen bis auf eine Varicosis-Op verneint. In der klinischen Untersuchung zeigte sich eine deutliche Schwellung von Zunge und Mundboden links. Der Larynx zeigte sich funktionell und morphologisch regelrecht.

Diagnostik: In der Laboruntersuchung lagen die Entzündungsparameter im Normbereich. Die Ultraschalldiagnostik des Halses ergab keine Auffälligkeiten. Eine MRT des Halses ergab eine Schwellung der Zunge linksbetont ohne eindeutig erkennbare Abszedierung. In der Serologie zeigten sich der Rheumafaktor, ANA, c-ANCA, p-ANCA, C1-Esterase-Inhibitor unauffällig.

Verlauf: Unter der initialen intravenösen Therapie mittels Fenistil, Ranitic und Solu Decortin H kam es zu keiner Besserung des Befundes. Im weiteren Verlauf generalisierte sich die Schwellung in der gesamten Zunge und Mundhöhle mit zunehmender Induration und livider Verfärbung.

Eine erneute gezielte Anamnese wurde durchgeführt und die Patientin berichtete über eine Neodym-YAG-Behandlung einer vaskulären Fehlbildung des weichen Gaumens links und des Mundbodens rechts 1999 alio loco.

Unter Berücksichtigung der Anamnese bestand nun der Verdacht auf eine Gefäßmalformation der Zunge mit akuter Thrombosierung. In der Laboruntersuchung zeigte sich der D-Dimere-Wert mit 1.20mg/l erhöht. Nach Rücksprache mit den Radiologen wurde eine erneute MRT des Halses mit Angiographie veranlasst und es wurde eine ausgedehnte venöse Gefäßmalformation der Zunge mit ausgedehnten venösen Thrombosierungen beschrieben.

Therapie: Die Therapie mittels Clexane wurde eingeleitet, worunter es nicht zu einer Besserung des Befundes kam. Daher wurde die Vollheparinisierung mit unfraktioniertem Heparin begonnen. Der Befund und die Beschwerden haben sich anschließend deutlich verbessert.

Fazit: An diesem Fallbeispiel sieht man, dass bei unklarer Schwellung der Zunge differenzialdiagnostisch auch an eine Gefäßmalformationoder eine Thrombosierungder Zunge gedacht werden sollte, auch wenn die vorangegangene MRT-Diagnostik initial nicht wegweisend war. Die spontane Thrombosierung der Zunge auf dem Boden einer Gefäßmalformation wird häufig übersehen.