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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2019

29.03. - 30.03.2019, Neuss

Inzidenz von diversen Erkrankungen des äußeren Ohrs bei Patienten mit Hörgeräteversorgung in HNO-Praxen in Deutschland

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker David Ulrich Seidel - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, plastische Gesichtschirurgie, Städtisches Klinikum Solingen, Solingen, Deutschland
  • author Jonas Jae-Hyun Park - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Ruhr-Universität Bochum, St. Elisabeth-Hospital, Bochum, Deutschland
  • author Andreas Sesterhenn - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, plastische Gesichtschirurgie, Städtisches Klinikum Solingen, Solingen, Deutschland
  • corresponding author Karel Kostev - Epidemiologie, IQVIA, Frankfurt a.M., Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Neuss, 29.-30.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc18

doi: 10.3205/19wdhno18, urn:nbn:de:0183-19wdhno181

Published: February 6, 2019

© 2019 Seidel et al.
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Text

Einleitung: Zu den häufigsten Beratungsanlässen in der HNO-Praxis zählen zum einen die Versorgung mit Hörgeräten (HG), zum anderen entzündliche und nicht-entzündliche Erkrankungen des äußeren Ohrs (z.B. diverse Formen der Otitis externa, Cerumen obturans, etc.). Ein gehäuftes Auftreten von diversen entzündlichen und nicht-entzündlichen Erkrankungen des äußeren Ohrs bei HG-Trägern ist aus der klinischen Erfahrung bekannt, wurde jedoch bislang noch nicht in epidemiologischer Hinsicht quantitativ untersucht [1], [2][, [3].

Methoden: Mit Hilfe einer bundesweiten und repräsentativen Praxisdatenbank ("Disease Analyzer", IQVIA) wurden retrospektiv im Zeitraum zwischen 2012 und 2016 die Häufigkeiten von Diagnosen der ICD-Gruppen H60 (diverse Formen der Otitis externa, Gehörgangscholesteatom) und H61 (sonstige Krankheiten des äußeren Ohrs wie Cerumen, Perichondritis, erworbene Stenose u.a.) bei Patienten mit HG-Verordnung (Z46.1) oder Vorhandensein eines HG (Z97.4) ermittelt und mit einer Kontrollgruppe ohne HG verglichen (Odds Ratio, OR). Patienten mit HG und Kontrollgruppe wurden in Bezug auf Alter, Geschlecht und Indexjahr 1:1 gematcht. Als Indexdatum diente das Datum der HG-Dokumentation bzw. ein zufälliges Datum bei Patienten der Kontrollgruppe. Die Inzidenzen der o.g. Diagnosen innerhalb von 12 Monaten ab Indexdatum wurden ermittelt. Nur Patienten mit einer Beobachtungszeit von mindestens 12 Monaten wurden eingeschlossen.

Ergebnisse: 138 HNO-Praxen waren zwischen 2012 und 2016 kontinuierlich an der Datenbank beteiligt. In diesem Zeitraum wurden 20.127 Patienten mit HG-Verordnung ermittelt und mit 20.127 Patienten ohne HG-Verordnung gematcht (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Die höchsten 12-Monats-Inzidenzen (HG-Träger vs. Kontrollgruppe) wurden ermittelt für "Zeruminalpfropf" (H61.2)(16,5% vs. 4,2%, OR 4,55), "Otitis externa, nicht näher bezeichnet" (H60.9) (2,6% vs. 1,2%, OR 2,16) und nicht "akute Otitis externa, nichtinfektiös" (H60.5) (2,3% vs. 0,7%, OR 3,10). Geringere Inzidenzen wurden ermittelt für "Abszess des äußeren Ohrs" (H60.0) (0,5% vs. 0,1%, OR 10,03), "Gehörgangscholesteatom" (H60.4) (0,2% vs. 0,1%, OR 2,26) und "Perichondritis des äußeren Ohrs" (H61.0) (0,1% vs. 0,0%, OR 1,57). Nicht gefunden wurden Codierungen für "Phlegmone des äußeren Ohrs" (H60.1), "Otitis externa maligna" (H60.2), "nichtinfektiöse Krankheiten der Ohrmuschel" (H61.1) sowie "erworbene Stenose des äußeren Gehörgangs" (H61.3) (Tabelle 2 [Tab. 2]).

Diskussion: In der vorliegenden Studie wurde erstmals quantitativ und in epidemiologisch repräsentativer Weise demonstriert, dass diverse Erkrankungen des äußeren Ohrs bei Hörgeräteträgern signifikant häufiger auftreten. Zu den häufigsten Erkrankungen in diesem Zusammenhang zählen Cerumen obturans und Otitis externa. Von besonderem Interesse ist der Nachweis einer Risikoerhöhung für das seltene Gehörgangscholesteatom. Nicht nachgewiesen werden konnte eine Risikoerhöhung für Otitis externa maligna oder erworbene Gehörgangsstenose, was wahrscheinlich durch methodische Limitationen bedingt ist.


Literatur

1.
Karaca ÇT, Akçay SS, Toros SZ, Oysu Ç, Verim A, Çelebi S, Aksaray S. External auditory canal microbiology and hearing aid use. Am J Otolaryngol. 2013 Jul-Aug;34(4):278-81.
2.
Orji FT, O Onyero E, Agbo CE. The clinical implications of ear canal debris in hearing aid users. Pak J Med Sci. 2014 May;30(3):483-7.
3.
Manchaiah V, Arthur J, Williams H. Does Hearing Aid Use Increase the Likelihood of Cerumen Impaction? Journal of audiology & otology. 2015; 19: 168-71.