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Viszeralmedizin NRW 2025
191. Jahrestagung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Chirurgie, 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Gastroenterologie in Nordrhein-Westfalen

12.06. - 13.06.2025, Essen

Identifizierung prognosebestimmender Risikofaktoren bei ambulanten Patienten mit Leberzirrhose

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Moritz Passenberg - Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Transplantationsmedizin, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Clara Guntlisbergen - Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Transplantationsmedizin, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Nargiz Nuruzade - Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Transplantationsmedizin, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Georgios Konstantis - Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Transplantationsmedizin, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Katharina Willuweit - Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Transplantationsmedizin, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Hartmut Schmidt - Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Transplantationsmedizin, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Jassin Rashidi-Alavijeh - Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Transplantationsmedizin, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

Viszeralmedizin NRW 2025. 191. Jahrestagung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Chirurgie, 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Gastroenterologie. Essen, 12.-13.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc76

doi: 10.3205/25vzmnrw76, urn:nbn:de:0183-25vzmnrw767

Published: May 30, 2025

© 2025 Passenberg et al.
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Text

Hintergrund: Die Leberzirrhose stellt den Endpunkt chronischer Lebererkrankungen dar, die mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen und letztlich auch die Notwendigkeit einer Lebertransplantation bedeuten kann. Daher ist es von Bedeutung prognosebestimmende Faktoren zu identifizieren um den Verlauf der Erkrankung besser beurteilen und die Indikation zur Lebertransplantation frühzeitig stellen zu können. Aszites stellt dabei eine häufige Komplikation dar und geht mit einer Prognoseverschlechterung einher. Die Auswirkungen von Veränderungen des Aszitesvolumens über die Zeit auf das kurz- und langfristige Outcome sind noch wenig erforscht. Aus diesem Grund wird in dieser Studie die Aszitesquantifizierung sowie der Einfluss der Aszitesvolumenänderung über die Zeit als prognosebestimmender Faktor untersucht.

Methode: In dieser prospektiven Beobachtungsstudie wurden 342 ambulante Patienten eingeschlossen, die in der Transplantationsambulanz des Universitätsklinikums Essen behandelt wurden. Der Einschlusszeitraum lag zwischen März und Oktober 2023. Bei den Patienten wurden routinemäßige Laborabnahmen und sonographische Aszitesmessungen durchgeführt. Der Aszites wurde dabei standardisiert perihepatisch, perisplenisch sowie im Unterbauch suprasymphysär gemessen. Nachuntersuchungen erfolgten nach 3 und 12 Monaten. Der Endpunkt stellte hierbei das transplantationsfreie Überleben dar. Die Ausgangsmessungen und das Fortschreiten der Krankheit wurden mit Hilfe einer univariablen logistischen Regression analysiert, wobei die Delta-Werte die Veränderungen vom Ausgangswert bis zur Nachuntersuchung wiedergaben. In den multivariaten Analysen wurden die Delta-Werte für die folgenden klinisch relevanten Variablen angepasst: Baseline-Messungen, Alter, Geschlecht und MELD-Werte. Die Vorhersagekraft wurde anhand von AUROC, Sensitivität, Spezifität, PPV und NPV bewertet. Die Schwellenwerte für Score-Änderungen basierten auf einer Sensitivität und Spezifität von ≥ 90%. Nichtlineare Assoziationen wurden mittels Spline-Plots dargestellt.

Ergebnisse: Die Studie umfasst 342 Patienten, davon 58% männliche Patienten mit einem durchschnittlichen MELD-Score von 12 Punkten. Die ROC-Analyse ergab eine hohe Vorhersagegenauigkeit (AUC: 94%) für Aszitesmessungen im Unterbauch hinsichtlich des Endpunktes des transplantationsfreien Überlebens. Eine Zunahme des Aszites um 21 mm im Unterbauch war mit einem verringerten transplantationsfreien Überleben assoziiert (90% Spezifität), während ein Anstieg um bis zu 10 mm keine Relevanz zeigte (91% Sensitivität). Die Ausgangsmessungen waren statistisch signifikant für die Vorhersage des Ergebnisses (p < 0,01). Die Korrelationen unserer Messungen mit der Aszitesmengen-Klassifizierung gemäß des International Club of Ascites ergab folgende Grenzwerte hinsichtlich der Aszitesmessung im Unterbauch: Grad 1 (≤ 10 mm), Grad 2 (11–43 mm) und Grad 3 (> 43 mm).

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse verdeutlichen die prognostische Bedeutung der sonographischen Aszitesmessungen im Unterbauch und unterstreichen die Notwendigkeit einer objektiven Klassifizierung des Aszitesvolumens. Insbesondere scheint hierbei auch die wiederholte Aszitesmessung und die Dokumentation der Volumenänderung für Patienten mit Leberzirrhose prognostisch relevant.