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Evaluation der Prozessqualität der Two-Bite-Technik während der Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) unter besonderer Berücksichtigung aktueller Empfehlungen zur Sprue- und Gastritisdiagnostik
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Published: | May 30, 2025 |
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Einleitung & Hintergrund: Die „two-bite“-Technik, bei der mit einem Einführen der Biopsiezange zwei Proben entnommen werden, ist zeiteffizient. Allerdings besteht die Gefahr, dass die erste Probe bei der Entnahme der zweiten Biopsie verloren gehen kann. Tatsächlich legen die täglichen Erfahrungen eine Diskrepanz zwischen der Anzahl intendierten und entnommenen einerseits und in der Pathologie eingegangenen und schlussendlich analysierten Proben andererseits nahe. Eine derartige Differenz könnte die Einhaltung leitlinienbasierter Standards und damit die Versorgungsqualität beeinträchtigen.
Ziele: Die Intention der vorliegenden Arbeit ist es daher, die intendierte mit der tatsächlich analysierten Probenanzahl zu vergleichen, die Häufigkeit der Einhaltung der Vorgaben zu analysieren und Risikofaktoren für den Probenverlust zu identifizieren.
Methodik: Patient:innen, bei denen zwischen 2023 und 2024 eine ÖGD durchgeführt worden war, wurden in eine retrospektive Kohortenstudie eingeschlossen. Basierend auf den Endoskopieprotokollen und Pathologiebefunden wurde die durchschnittliche Anzahl der entnommenen Biopsien je Lokalisation sowie die Einhaltung der Vorgaben je Lokalisation analysiert. Die Daten wurden mit dem Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung geprüft, die Interferenzstatistik erfolgte dann mittels Wilcoxon- und Chi2-Test.
Ergebnis: Es wurden 181 Endoskopien eingeschlossen. Im Duodenum wurden 5,9 (98,8%) Biopsien dokumentiert, aber nur 4,0 (67%) analysiert (p < 0,001). Im Antrum und Corpus war eine ähnliche Diskrepanz zu beobachten (2,2 vs. 1,8 [89,5%] und 2,0 vs. 1,7 [86,5%], jeweils p < 0,001). Der Standard wurde im Duodenum in 91,7% intendiert, jedoch nur in 13,6% erreicht (p < 0,001). Für das Antrum und Corpus zeigte sich eine vergleichbare Abweichung (99,4% vs. 62,8% bzw. 64,3%; p < 0,001). Bei der Betrachtung beider Magenabschnitte im Sinne einer regelkonformen Gastritisdiagnostik ergibt sich eine noch höhere Diskrepamnz (99,4% vs. 52,0%; p < 0,001).
Schlussfolgerung: Mit der „two-bite“-Technik gehen während der Ösophagogastroduodenoskopie in erheblichem Ausmaß Proben verloren. Bei der Diagnostik einer Gastritis wird der Leitlinienstandard der Intention zum Trotze nur in der Hälfte der Fälle, bei der Spruediagnostik in weniger als 20% erreicht. Die „two-bite“-Technik in der aktuellen Form ist somit nicht adäquat und bedarf entweder Maßnahmen zur substanziellen Verbesserung oder muss zugunsten der jeweils einfachen Probenentnahme („one-bite“-Technik) verworfen werden.