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Seltene Differenzialdiagnose zu Morbus Crohn: Fall einer bovinen Tuberkulose und die Relevanz der richtigen Materialaufarbeitung
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Published: | May 30, 2025 |
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Ein 36-jähriger, aus Syrien stammender Patient, stellte sich mit Bauchschmerzen und Gewichtsverlust vor.
Vor 6 Jahren wurde bei einer Stenose im Ileum und Aszendens eine Hemikolektomie rechts durchgeführt, da intraoperativ der Befund malignitätsverdächtig schien. Die Histologie zeigte eine granulomatöse Entzündung in Übereinstimmung mit Morbus Crohn, eine Tuberkulose konnte hier ausgeschlossen werden. Eine Ziehl-Neelsen Färbung und ein Quantiferon Test ergaben ebenfalls negative Ergebnisse. Zunächst erlangte der Patient für ca. 4 Jahre postoperative Beschwerdefreiheit.
In der aktuellen Koloskopie zeigte sich erneut eine Stenose des ileokolischen Überganges, die Biopsie wies eine granulomatöse Entzündung auf. Ein MRT zeigte das typische Bild einer Ileitis Terminals. Bei Verdacht auf Morbus Crohn wurde der Patient laparoskopisch operiert. Intraoperativ bestätigte sich die Stenose im Anastomosenbereich, außerdem zeigte sich ein Befund, der makroskopisch einer Peritonealkarzinose ähnelte. Es wurde reseziert und anastomosiert, das Material wurde zur Tuberkulose-Diagnostik abgegeben. Die pathologische Aufarbeitung schloss eine Tuberkulose wieder aus, sodass weiterhin der Verdacht auf Morbus Crohn und differenzialdiagnostisch der Verdacht auf eine Sarkoidose bestand. Das Vorliegen einer Sarkoidose konnte im Verlauf ausgeschlossen werden, da ein isolierter Dünndarmbefall äußerst selten ist und keine Lungenbeteiligung dargestellt werden konnte. Letztendlich wurde Mykobacterium tuberculosis erneut nicht nachgewiesen. Ein Nachbericht aus der nativen, mikrobiologischen Aufarbeitung zeigte jedoch das Vorliegen von Mycobacterium bovis, entsprechend einer Rindertuberkulose.
Die Rindertuberkulose ist eine seltene Zoonose, die meist durch Verzehr von unpasteurisierter Milch übertragen wird.
Unser Fall beschreibt die Relevanz des differenzialdiagnostischen Denkens und erinnert daran, dass ein negativer Befund eine mögliche Erkrankung nicht immer gänzlich ausschließt. Es muss auch geprüft werden, ob eine passende Aufarbeitung des Probenmaterials stattgefunden hat.