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EndoVAC extended – erfolgreiche Behandlung einer 14 cm langen Ösophagusperforation (Boerhaave-Syndrom) bei unerkannter eosinophiler Ösophagitis
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Published: | May 30, 2025 |
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Hintergrund: Die eosinophile Ösophagitis (EE) ist eine chronische, immunvermittelte Entzündung des Ösophagus, die häufig jüngere Männer betrifft. Sie zeigt sich durch Symptome wie Dysphagie, Regurgitation, Reflux und retrosternale Schmerzen, die nicht auf Protonenpumpenhemmer ansprechen. Die Diagnose erfolgt oft verzögert mittels Endoskopie und Stufenbiopsien. Die Behandlung beinhaltet die Gabe von oralen Glukokortikosteroiden (Budesonid). Eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation ist die Ösophagusperforation, die bei schwerem Erbrechen durch z.B. Bolus auftreten kann (Boerhaave-Syndrom) und mit hoher Mortalität verbunden ist. Die endoskopische Behandlung umfasst Stenting, Clipping und endoluminale Vakuumtherapie (EndoVAC) in kleineren Fallserien, wobei der EndoVAC ein etabliertes Verfahren bei der Behandlung von Anastomoseninsuffizienzen nach Ösophagusoperationen darstellt. Bei großen Perforationen ist meist eine chirurgische Naht oder Ösophagusresektion erforderlich. Diese Verfahren sind durch ein hohes perioperatives Komplikationsrisiko gekennzeichnet. Dieser Fallbericht zeigt eine erfolgreiche EndoVAC-Therapie einer 14 cm langen Ösophagusperforation als Komplikation einer zuvor nicht diagnostizierten EE.
Fallbericht: Wir berichten von einem 47-jährigen Patienten mit einer 14 cm langen Ösophagusperforation nach schwerem Erbrechen aufgrund Bolusereignis durch ein großes Karottenstück. Aufgrund von retrosternalen Schmerzen erfolgte die Vorstellung in einem externen Krankenhaus. Anamnetisch waren wiederholte Dysphagie-Episoden in der Vorgeschichte erinnerlich. Die Computertomographie zeigte ein mediastinales Emphysem und die folgende Endoskopie bestätigte eine Ösophagusperforation, so dass der Patient in unser spezialisiertes Ösophaguszentrum verlegt wurde. Wir diagnostizierten endoskopisch eine rechtsseitige tiefe transmurale Ösophagusperforation von 25 cm bis 39 cm ab VZR und es wurde die Indikation zur EndoVAC-Therapie gestellt. Dazu wurde manuell ein 20 cm langer EndoVAC angefertigt, um die Perforation adäquat zu überbrücken, da passende vorgefertigte Systeme nicht zur Verfügung stehen. Das follow up beträgt 10 Monate.
Ergebnisse: Nach zwei Zyklen EndoVAC-Therapie (–150 mmHg) konnte eine Heilung innerhalb von neun Tagen erzielt werden. Der Patient erhielt zusätzlich Antibiotika (Piperacillin/Tazobactam) und Antimykotika (Micafungin). Stufenbiopsien zeigten eine milde chronische Entzündung mit einer Eosinophilie von 15–22 Eosinophilen pro HPF. Der Schweregrad der EE wurde mit 27 Punkten (schwer) gemäß der American Gastroenterology Association bewertet. Eine orale Budesonidtherapie wurde für insgesamt 12 Wochen eingeleitet, da keine histopathologische Verbesserung nach 6 Wochen beobachtet wurde. Es traten keine endoskopischen Komplikationen auf. Eine Candida-Ösophagitis durch orale Budesonidtherapie wurde mit oralen Antimykotika (Amphotericin B) behandelt. Nach Abschluss der EndoVAC-Therapie wurde der Patient nach 12 Tagen aus dem Krankenhaus mit abgeschlossenem Kostaufbau (Vollkost) entlassen.
Schlussfolgerung: Die EndoVAC-Therapie kann eine effektive Behandlung für lange Ösophagusperforationen, auch bei zugrunde liegender EE, sein. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie der EE, insbesondere bei Komplikationen, ist entscheidend, da auch bei milden Formen schwere Komplikationen auftreten können.