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Viszeralmedizin NRW 2025
191. Jahrestagung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Chirurgie, 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Gastroenterologie in Nordrhein-Westfalen

12.06. - 13.06.2025, Essen

Real Life Ergebnisse in 114.540 Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen und primären Leber- und Gallenwegstumoren

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andreas A. Schnitzbauer - Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum Klinik für Chirurgie, Ruhr Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Patrizia Malkomes - Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum Klinik für Chirurgie, Ruhr Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Charlotte Detemble - Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum Klinik für Chirurgie, Ruhr Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Ali Canbay - Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Klinik für Innere Medizin, Ruhr Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Oliver Götze - Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Klinik für Innere Medizin, Ruhr Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Michael Pohl - Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Klinik für Innere Medizin, Ruhr Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Natalie Filmann - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Biostatistik und Mathematische Modellierung, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Andre Bauer - Ilinois Institute of Technology, College of Computing, Chicago, USA

Viszeralmedizin NRW 2025. 191. Jahrestagung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Chirurgie, 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Gastroenterologie. Essen, 12.-13.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc02

doi: 10.3205/25vzmnrw02, urn:nbn:de:0183-25vzmnrw024

Published: May 30, 2025

© 2025 Schnitzbauer et al.
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Text

Hintergrund: Die Therapie von Lebertumoren und Lebermetastasen ist eine echte viszeral-medizinische Gemeinschaftsaufgabe mit unterschiedlichen Therapiestrategien. Hier beschreiben wir die Behandlungsstrategien für kolorektale Lebermetastasen und primäre Leber und Gallenwegstumoren über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Methoden: Es erfolgte eine longitudinale Analyse aller Abrechnungsdaten von Patienten in der Barmerkrankenkassendatenbank mit der Diagnose von kolorektalen Lebermetastasen und primären Leber- und Gallenwegstumoren. Der primäre Endpunkt war die Analyse des Gesamtüberlebens in Abhängigkeit der Therapiemodalität (Chirurgie, Chemotherapie, interventionelle Therapie sowie Kombinationen). Als sekundäre Endpunkte wurden die Kosten, die initiale Behandlungsmodalität, die Anzahl der unterschiedlichen Behandlungen im Verlauf und die Anzahle der Behandlungswechsel analysiert.

Ergebnisse: Es konnten insgesamt 114.540 Patienten in die longitudinale Kohortenanalyse eingeschlossen werden (CRLM: 91.652; HCC: 12.441; iCC: 3.614; pCC: 3.944; Gallenblasen-Ca: 2.889). Das Mediane Alter bei Diagnose betrug (71; 70; 73; 74; 75 Jahre). Fast 50% (56.330 Patienten) erhielten keine Therapie und lediglich eine Diagnose. Von den verbleibenden erhielten 11.393 eine Leberresektion, 323 wurden lebertransplantiert, 33.984 wurden am Dünndarm, Kolon oder Rektum operiert (dies beinhaltete BDAs, Resektionen des Primarius bei CRLM und auch Eingriffe am Dünndarm). Bei allen Entitäten wurden 266.178 Zyklen an Chemotherapie appliziert, 2.621 TACEs oder MWAs, 150.256 Sitzungen an Radiotherapie, 1.425 SIRT-Sitzungen sowie 6.880 endoskopische Interventionen durchgeführt. Die Gesamtkosten für die Behandlung aller Patienten über den gesamten Behandlungszeitraum betrug >10 Mrd. €, die jährlichen durchschnittlichen Behandlungskosten lagen bei Resektionen zwischen 21.000–27.000 €, bei Transplantationen bei etwa 80.000 €, Chemotherapie 48.000–75.000 €, Radiotherapie etwa 200.000 €, TACE/MWA etwa 15.000€; endoskopische Behandlung 20.000–30.000 €, SIRT 35.000-45.000€. Das Gesamtüberleben mit chirurgischer Therapiemöglichkeit lag bei CRLM bei 33.9%; HCC: 39.3%; iCC: 29.6%; pCC: 25.6%; GB-Ca: 29.0%; nach LTx bei 44.4%, 60.7%, 50%, 50%, 50%; und nach Therapien ohne chirurgische Interventionsmöglichkeit mit Chemotherapie bei 5.4%; 15.1%; 4,4%, 10%; 9%; nach TACE/MWA bei 26.4%, 25.4%, 14.3%, 20.0%, 25.0%; nach Bestrahlung, endoskopischer Intervention oder SIRT durchgehend bei 10% oder niedriger.

Diskussion: Die chirurgischen und radiologisch interventionellen Therapiemaßnahmen sind essenzielle und vergleichsweise kostengünstige Garanten für Langzeitüberleben. Die Anzahl der Patienten, die keine Therapie erhalten, muss dringend genauer beleuchtet und reduziert werden. Auch wenn die Kosten an Chemotherapeutika und Radiotherapie hoch sind, so sind sie hocheffektive Therapeutika die ihren berechtigten Stellenwert in der neoadjuvanten, Erhaltungs- und Langzeittherapie der primären und sekundären Leber- und Gallenwegsmalignome haben. Eine frühe Vorstellung von Patienten an hepatobiliären Zentren ist für den Therapieerfolg und den aufeinander abgestimmten Einsatz von chirurgischen, interventionellen und chemotherapeutischen Modalitäten wesentlich.