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Zeitnahe Cholezystektomie: Wichtige Faktoren für die Verbesserung der Leitlinienadhärenz bei akuter Cholezystitis und bei Cholezystolithiatis nach Choledocholithiasis
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Published: | May 30, 2025 |
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Hintergrund: Die Cholezystektomie ist eine der am häufigsten durchgeführten Operationen in Deutschland und wird zur Behandlung der akuten Cholezystitis (Leitlinie S3 IIIB.8) und nach endoskopischer retrograder Cholangiopankreatographie (ERCP) bei Choledocholithiasis mit gleichzeitiger Cholezystolithiasis (Leitlinie S3 IIIC.6) durchgeführt.
Zielsetzung: Es sollen die Auswirkungen zweier Leitlinienaktualisierungen zur Cholezystektomie aus dem Jahr 2017 untersucht werden. Diese empfehlen seit der Einführung eine Cholezystektomie innerhalb von 24 Stunden nach der Krankenhausaufnahme bei akuter Cholezystitis oder innerhalb von 72 Stunden nach einer Sanierung der Gallengänge mittels ERCP. Zum einen soll in diesem Projekt die Leitlinienadhärenz in Bezug auf den OP-Zeitpunkt untersucht werden, zum anderen sollen Gründe (z.B. finanzielle Fehlanreize) und Verbesserungspotenziale für die Nichteinhaltung der Leitlinien identifiziert werden.
Methode: Es erfolgte eine retrospektive Analyse auf Basis von Routineabrechnungsdaten aus 84 Krankenhäusern der Helios-Gruppe von 2016 bis 2022 mit insgesamt 45.393 eingeschlossenen Fällen. Der primäre Endpunkt war die Leitlinientreue gemessen an der Zeit von der Aufnahme bis zur OP. Darüber hinaus wurde untersucht, welche patientenbezogenen und strukturellen Faktoren die Leitlinientreue beeinflussen.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass die Leitlinienaktualisierungen zu einem statistisch signifikanten Anstieg des Anteils der zeitnah durchgeführten Cholezystektomien führten (Leitlinie S3 IIIB.8: Anstieg von 43% auf 49%, p-Wert < 0,001; Leitlinie S3 IIIC.6: Anstieg von 7% auf 20%, p-Wert < 0,001). Insgesamt ist die Leitlinienadhärenz aber weiterhin gering. Es konnten medizinische, strukturelle und finanzielle Gründe für die Nichteinhaltung ermittelt werden.
Diskussion: Als mögliche Gründe für die Non-Adhärenz konnten medizinische Faktoren wie fortgeschrittenes Alter, Multimorbidität und Gebrechlichkeit identifiziert werden. Analysen der strukturellen Faktoren ergaben, dass Krankenhäuser in sehr ländlichen Regionen seltener zeitnahe Cholezystektomien durchführen, was vermutlich auf infrastrukturelle und personelle Kapazitätsengpässe zurückzuführen ist. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Krankenhäuser der Maximalversorgung, was mit durchschnittlich schwereren und komplexeren Fällen zu erklären sein könnte. Weitere Auswertungen zeigen, dass eine Erhöhung und bessere krankenhausinterne Beteiligung der Gastroenterologie an der Vergütung zu einer noch besseren Einhaltung der S3 IIIC.6-Leitlinie führen könnte.