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Die Glaukom-Spaltlampe
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Published: | June 10, 2025 |
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Ziel: Die Spaltlampe liefert bereits zahlreiche Untersuchungsbefunde, die für die Betreuung von Glaukompatienten wichtig sind: Augendruckmessung, Gonioskopie, Abschätzung der C/D Ratio sowie Erkennung von z.B. Pigmentdispersion oder PEX. Können wir auch (quantitative) Informationen über weitere Risikofaktoren und die Befundprogression erhalten?
Methode: Wir haben eigene videografische Methoden an der Spaltlampe entwickelt, um die Hornhautdicke und Größe der Papille zu bestimmen sowie Veränderungen in der Morphologie des Sehnervenkopfes sichtbar zu machen. Sie beruhen auf Erfahrungen des Autors, der in den Jahren 1997–2024 mit einer Videospaltlampe 45.970 Patienten untersucht hat, von denen 764 von einem Glaukom betroffen waren.
Ergebnis:
- Pachymetrie: Legt man einen 45°-optischen-Schnitt mit der Spaltlampe durch das Hornhautzentrum, kann man dessen sichtbare Breite mit 1,71 multiplizieren, um auf die zentrale Hornhautdicke zu schließen. (Diesen Proportionalitätsfaktor haben wir durch lineare Regression zu externen Pachymetriemessungen an 103 Augen ermittelt, R2=0.70.)
- Papillenfläche: Die biomikroskopischen Dimensionen des horizontalen (h) und vertikalen (v) Durchmessers eines Sehnervenkopfes erscheinen bei uns mit 70-facher Vergrößerung (+90 D Funduslupe, Spaltlampenvergrößerung 32x) auf einem Monitor. Die Papillenfläche (A) kann angenähert werden durch die Formel für eine Ellipse A = π v h/4.
- Morphologie des Sehnervenkopfes: Veränderungen des Verlaufs von Papillengefäßen geben Aufschluss über Verlust neuronalen Gewebes. Diese Veränderungen sind als Scheinbewegung beim Flickern zwischen Spaltlampenvideografien der Papille sichtbar. Dazu werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten erstellte Bilder auf Powerpointfolien in ihrer Position adaptiert. Anwendungen des Flickertests werden im Verlauf über 20 Jahre demonstriert.
In 28 Jahren wurden 586 Papillenrandblutungen dokumentiert. Betroffen von wenigstens einer Papillenrandblutung waren: 332 von allen 45.970 Patienten (0,7%), 67 von insgesamt 3.061 Diabetikern (2,2%), 99 von insgesamt 764 Glaukompatienten (13,0%) und 22 von 49 Patienten mit Normaldruckglaukom (44,9%).
Schlussfolgerung: Über die bereits bekannten Anwendungen bei Glaukompatienten hinaus lassen sich mit der Spaltlampe weitere Risikofaktoren für ein Glaukom wie reduzierte Hornhautdicke oder kleine Papille identifizieren. Auch geringe Veränderungen in der Morphologie des Sehnervenkopfes können mit Hilfe des Flickertests erkannt werden. Die hier vorgestellten videografischen Methoden sind kostengünstig und im Verlauf robust gegenüber Neuentwicklungen der Computertechnik. Sie ermöglichen eine umfassende und kostengünstige Langzeitbetreuung von Glaukompatienten. Eine diagnostische Sonderstellung nimmt die biomikroskopisch auch in Miosis erkennbare Papillenrandblutung ein, die verlässlicher mit der Spaltlampe als mit Geräten wie HRT und OCT erkannt wird.