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Paradigmenwechsel in der Glaukomchirurgie – der Trend zur frühen Intervention
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Published: | June 10, 2025 |
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Die klassische Therapie des Glaukoms basierte über viele Jahrzehnte primär auf medikamentöser Lokaltherapie. Erst bei weit fortgeschrittenen Befunden wurden filtrierende oder zyklodestruktive Eingriffe indiziert. Die Probleme dieser Herangehensweise umfassen jedoch Mal-Compliance, Unverträglichkeitsreaktionen, reduzierte Lebensqualität (QoL) etc., sowie das OP-Risiko im Fall einer größeren traditionellen Glaukom-Operation.
Mit der Evolution der Mikroinvasiven Verfahren in der Glaukomchirurgie (MIGS) änderte sich dieses Vorgehen allmählich. Mittlerweile stehen zahlreiche minimalinvasive Verfahren zur Verfügung: Die MIGS im trabekulären Raum, die MIGS im supraziliaren Raum, die MIBS (Microinvasive Bleb Surgery) im subkonjunktivalen Raum sowie intraokulare Medikamententräger.
Die Auswahl des für den Patienten bestmöglichen Eingriffs sollte dabei Faktoren wie Ausgangs- und Ziel-Druck, Papillensituation, Tropfen-Unverträglichkeiten, Vor-Operationen, Beschaffenheit des Kammerwinkels, Allgemeinzustand des Patienten, ophthalmologische und systemische Begleiterkrankungen etc. berücksichtigen.
Durch das hohe Sicherheitsprofil der neuen Verfahren, ist es sinnvoll, diese schon frühzeitig im Krankheitsverlauf anzuwenden. Es wurde gezeigt, dass nach interventioneller Therapie weniger tageszeitliche IOD-Schwankungen auftreten als unter medikamentöser Therapie. Weniger tageszeitliche Schwankungen bedeuten geringere Progressionsrate, wie die AGIS-Studie gezeigt hat.
Vergleicht man das subjektive Outcome nach alleiniger Cataract-OP mit kombinierter Phako-MIGS-OP bei Glaukompatienten, dann berichten kombiniert operierte Patienten von einer besseren QoL. Sie geben eine verbesserte Sehleistung, weniger Augenschmerzen, eine bessere allgemeine Gesundheit und eine Erleichterung beim Autofahren an. Studien zeigen auch, dass viele Patienten nach kombinierter Phako-MIGS-OP medikationsfrei sind, was ebenfalls eine Verbesserung der QoL bedeuten kann.
Eine sorgfältige Diagnostik und ggf. Riskofaktoranalyse sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind prä- und post-operativ angezeigt. Dann kann durch frühe, individualisierte MIGS die Lebensqualität der Patienten verbessert werden, das Problem der Compliance reduziert, tageszeitliche IOD-Schwankungen verringert und die Progressionsrate gesenkt werden.