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73. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

31.05. - 01.06.2024, Hannover

Braucht der Mensch immer einen Input der Augen, um zu sehen?

Meeting Abstract

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  • Kazim H. Or - Hamburg

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 73. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Hannover, 31.05.-01.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24vnda35

doi: 10.3205/24vnda35, urn:nbn:de:0183-24vnda353

Published: June 3, 2024

© 2024 Or.
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Hintergrund: Das herkömmliche physiologische Wissen besagt, dass das menschliche Auge zum Sehen einen direkten Lichteinfall in das Auge benötigt. Es gibt einige physiologische und pathologische Zustände des Körpers, bei denen Menschen ohne Beteiligung der Augen „sehen“. Das Verständnis der Bedingungen kann bei der Entwicklung von Innovationen für künstliches oder prothetisches Sehen hilfreich sein.

Methoden: Einige der Zustände, unter denen Menschen ohne Augenbeteiligung sehen können, sind Träume, Synästhesie, künstliches Sehen und Halluzinationen.

Ergebnisse: In Träumen sind die Augen des Menschen geschlossen. Aber träumende Menschen können Objekte in ihren Träumen sehr scharf und in Farbe sehen. Synästhesie ist auch eine Wahrnehmung in einem Sinn, wenn sie in einem anderen Sinn ausgelöst wird. Das Hören einer bestimmten Stimme kann zu einer zusätzlichen Farbwahrnehmung führen, die es nicht gibt, oder bestimmte Formen können zu bestimmten Farben führen. Diese visuellen Wahrnehmungsmodalitäten sind so real, dass die wahrnehmende Person sie nicht von der Realität unterscheiden kann. Zugkräfte auf der Netzhaut können zu Photopsie führen, was auf die generelle Wahrnehmungsnatur der Neuronen zurückzuführen ist. Beim künstlichen Sehen erfolgt der Input über elektrische Stimulationen der Neuronen in der Netzhaut oder im visuellen Kortex des Gehirns. Die visuelle Wahrnehmung von Phosphenen unterscheidet sich vom menschlichen Sehvermögen. Halluzinationen sind pathologische Seherlebnisse, die sehr realistisch wirken und sehr scharf und farbig sein können. Sie haben einen pathologischen Charakter, zugleich ist es eine realistische visuelle Wahrnehmung. Der Ort des Sehprothesenimplantats ändert sich vom Auge zum Gehirn hin. Das Wissen über unterschiedliche visuelle Wahrnehmungen ohne direkten Lichteinfall in die Augen könnte neue Horizonte für das Verständnis des Sehens und die weitere Erforschung des künstlichen Sehens eröffnen.

Schlussfolgerungen: Die Wirkung und der Weg nicht direkter lichtabhängiger visueller Modalitäten, die physiologisch oder pathologisch sein können, können den prothetischen Sehansatz verändern.