Article
Der Durchmesser der Eisenstange macht den Unterschied
Search Medline for
Authors
Published: | June 12, 2019 |
---|
Outline
Text
Hintergrund/Anamnese: Eine 5-jährige Patientin in der Notaufnahme hatte beim unbeobachteten Spiel eine Eisenstange gegen den Kopf geschlagen bekommen. Sie hatte sich durch lautes Schreien bemerkbar gemacht, mehrfach erbrochen und sei teilweise somnolent. Eine Erklärung für die Pupillenstörung und ein deutliches Motilitätsdefizit fand sich in der Notfall-MRT nicht.
Methoden/Diagnostik: Beidseits: Visus 1,0, Tensio palpatorisch normoton, optische Medien klar, intraokular reizfrei, Papille randscharf, vital, im Niveau. Rechts: Unterlidödem und Hämatom, kleines Hyposphagma mit minimalem Defekt der inferioren Bindehaut. Rechts: Senkung 5°, Hebung 20°, Abduktion frei, Adduktion 5° vor PP, Anisokorie, rechts weite lichtstarre Pupille, keine Einschränkung der Lidhebung, Diplopie in alle Blickrichtungen.
Ergebnisse/Diagnose: Rechts: akute traumatische periphere Oculomotoriusparese, keine cerebralen Traumafolgen, keine orbitale Fraktur, keine Verletzung der Augenmuskeln. Das Hyposphagma der Bindehaut halten wir für hinweisend auf eine Verletzung mit einem spitzen Gegenstand. Nach erneuter Anamnese erklärt die Patientin, ihre Freundin hätte sie beim Fechten mit dem Stab „in das rechte Auge gestochen“. Nach erneuter neuroradiologischer Befundung der Notfall-MRT bestätigt sich die Verdachtsdiagnose einer Läsion des Ganglion ciliare mit Teilen des N. oculomotorius rechts, vereinbar mit einer Stichverletzung.
Schlussfolgerung: Eine neuroophthalmologische Aufarbeitung sowie eine erneute Anamnese bei unerklärten Hirnnervenläsionen sind zur Diagnosefindung notwendig und ermöglichen eine zielgerichtete neuroradiologische Beurteilung zur Bestätigung der Diagnose.