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69. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

14.06. - 15.06.2019, Rostock

Wenn der Augenarzt seine Grenze erreicht hat

Meeting Abstract

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  • Heyo Mennenga - Regionalgruppe Rostock des PRO RETINA Deutschland e.V., Rostock

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 69. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Rostock, 14.-15.06.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19vnda21

doi: 10.3205/19vnda21, urn:nbn:de:0183-19vnda211

Published: June 12, 2019

© 2019 Mennenga.
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Die augenärztliche Kunst hat einen außerordentlich hohen Stand erreicht. Aber es gibt immer noch Grenzen. Immer noch müssen Patienten die Aussage erhalten: „Ihre Sehkraft wird weiter abnehmen, da können wir nichts mehr machen.“ In welche Situation die Betroffenen geraten können Sie sich vorstellen, wenn sie darüber nachdenken, wie es Ihnen gehen würde, wenn sie diese Aussage erhalten. Wir haben schon erleben müssen, dass die Aussicht zu erblinden Menschen zum Suizid geführt hat. Andererseits haben wir vielen Menschen helfen können ihre Krankheit zu bewältigen und ein selbstbestimmtes, erfülltes und sogar frohes Leben zu führen trotz stark eingeschränkter Sehfähigkeit oder gar Blindheit. Wer sind wir? Wir, das sind die aktiven Mitglieder der Regionalgruppe Rostock. Diese Gruppe ist ein winziger Teil des PRO RETINA Deutschland e. V. mit etwa 6000 Mitgliedern. Es ist eine auf Selbsthilfe gerichtete Vereinigung sehbehinderter und blinder Menschen. Die Ziele des Vereins sind:

  • Forschung fördern,
  • Krankheit bewältigen,
  • selbstbestimmt leben.

In Rostock bieten wir an der Universitätsaugenklinik und mit deren Unterstützung eine Patientenberatung an. Derartige Beratungen oder Patienten Sprechstunden gibt es in Deutschland sehr viele, vorwiegend an den Augenkliniken und mit deren Unterstützung. In den Beratungen geht es nicht um medizinische Fragen. Die Fragen, die gestellt werden sind: wie kann es weitergehen? Kann ich Unterstützung finden, wo und wie? Mit wem kann ich über meine Krankheit, über mein weiteres Leben sprechen? Gibt es andere Menschen, denen es so geht wie mir? Gibt es Hilfsmittel? Wir versuchen Antworten zu geben. Dort, wo wir es nicht gleich tun können greifen wir auf das große Kompetenznetzwerk der Pro Retina zurück, organisiert in vielen speziellen Arbeitsgruppen und in Listen von Spezialisten, zum Beispiel solchen für bestimmte seltene Augenkrankheiten oder für spezielle Hilfsmittel. So kann fast jedem eine Antwort gegeben werden. Eine der wichtigsten Unterstützungsmaßnahmen ist nach unserer Erfahrung die Herstellung sozialer Kontakte, von Kontakten mit ähnlich oder gleich Betroffenen. Wir veranstalten regelmäßig treffen, bei denen es vom Gebrauch des Smartphones als Hilfsmittel bis zum Besuch technischer Anlagen geht. Anschließend sitzen noch alle Teilnehmer zusammen und ein Schwerpunkt der Gespräche ist, wie jeder sein Leben bewältigt oder auch, welche Probleme er hat, z.B. im Haushalt, im Verkehr oder im Umgang mit Ämtern. In diesen Gesprächen erhält fast jeder neue Informationen, erfährt neue Möglichkeiten Hilfsmittel zu nutzen, baut Kontakte auf, die oft telefonisch fortgesetzt werden, lernt vieles dazu. Viele Teilnehmer an der Patientenberatung setzen ihre Kontakte mit uns in diesem Treffen regelmäßig fort. Die Zahl der Interessenten steigt stetig. Wir sind uns inzwischen sicher, dass wir mit unserer Tätigkeit, mit dem Austausch untereinander und der gegenseitigen Hilfe den Patienten dort weiterhelfen können, wo die augenärztliche Kunst derzeit noch enden muss. An Sie appelliere ich: Wenn Sie Ihren Patienten über das, was Sie für die Betroffenen tun können, Unterstützung geben wollen, dann weisen Sie ihre Patienten auf den PRO RETINA Deutschland e.V. hin. Lokale Kontaktstellen sind im Internet zu finden, und an dem Stand hier erhalten Sie Infomaterial Mit uns geht das Leben weiter.