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69. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

14.06. - 15.06.2019, Rostock

Purtscher ähnliche Retinopathie

Meeting Abstract

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  • Maximilian Raftis - Rostock
  • T. Fuchsluger - Rostock
  • D. Stoll - Rostock

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 69. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Rostock, 14.-15.06.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19vnda13

doi: 10.3205/19vnda13, urn:nbn:de:0183-19vnda131

Published: June 12, 2019

© 2019 Raftis et al.
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Fragestellung: Die Purtscher Retinopathie (1912 erstbeschreiben von Othmar Purtscher, Klagenfurt) bezeichnet eine mit schweren systemischen Erkrankungen oder mit schweren Kopftraumata assoziierte Netzhauterkrankung. Die exakte Pathophysiologie ist noch nicht in Gänze verstanden, die Purtscher Retinopathie gefährdet die Sehkraft und kann zu temporärer bis hin zu dauerhafter Erblindung führen.

Methodik: Ein 45-jähriger von der Gastroenterologie wegen akuter Pankreatitis äthyltoxischer Genese behandelter Patient wurde vorstellig wegen Verschwommensehens und Leseschwierigkeiten seit einem Tag. Bei der klinischen Untersuchung erzielte der Patient einen bestkorrigierten Visus von 1/50 (RA) und Fingerzählen (LA). Beide vorderen Augenabschnitte zeigten einen unauffälligen, reizfreien Status, die Funduskopien allerdings beidseits dezent randunscharfe Papillen. Weiterhin waren beidseits hohe Makulaödeme auffällig sowie flauschige, makuläre Infiltrate und von der Papille bis mittelperipher ziehende Infiltrate. Die Fluoreszenzangiographie stellte beidseitig Hyperfluoreszenzen und Leckagen dar, jeweils im Bereich der Infiltrate. In enger Zusammenarbeit mit der Gastroenterologie wurde eine orale Therapie mit 100mg Prednisolon eingeleitet. Unterstützend wurden pro Auge jeweils eine intravitreale Triamcinolon-Injektion appliziert, im Abstand von zwei Tagen.

Ergebnisse: Bereits am zweiten Tag nach Prednisolon-Gabe zeigte nicht nur das OCT eine beidseitige Befundverbesserung mit Rückgang des Makulaödems, auch ein Anstieg der bestkorrigierten Sehkraft 1/8 (BA) konnte dokumentiert werden. Kontrolluntersuchungen 5 bzw. 8 Tage nach Beginn der Prednisolon- Therapie zeigten weitere Visusanstiege auf 0,2 (RA) / 1/15 (LA) bzw. 0,6 (RA) / 0,05 (LA), bei weiterem Rückgang des Makulaödems und verblassenden Infiltraten. Zwei Wochen nach Therapiebeginn erreichte der Patient einen bestkorrigierten Visus von 0,8 (RA) / 0,6 (LA). Einen Monat nach Therapiebeginn war das Makulaödem vollständig zurückgegangen, die Infiltrate nahezu vollständig regredient. Der Visus erreichte nun anamnestisch berichtete Werte vor der Erkrankung von 1,25 (RA) / 0,9 (LA), der Patient nun komplett symptomfrei.

Schlussfolgerung: Die Purtscher Retinopathie umfasst eine komplexe Pathophysiologie, welche zur Ausbildung verschiedener Netzhautbefunde führen und eine Remission unterschiedlicher Geschwindigkeit nach sich ziehen kann. Da keine generalisierten Therapieempfehlungen vorliegen, sind symptom-bezogene Strategien anzuwenden, wie die systemische und intravitreale Anwendung von Kortikoiden. Eine enge interdisziplinäre Abstimmung mit den internistischen Fachkollegen ist unabdingbar.