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67. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

16.06. - 17.06.2017, Westerland/Sylt

Zur Verbreitung von Burnout in der Augenheilkunde

Meeting Abstract

  • Christian Wolfram - Mainz
  • S. Krishnadasa - Mainz
  • N. Pfeiffer - Mainz

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 67. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Westerland/Sylt, 16.-17.06.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17vnda41

doi: 10.3205/17vnda41, urn:nbn:de:0183-17vnda419

Published: June 13, 2017

© 2017 Wolfram et al.
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Hintergrund: Das Burnout-Syndrom ist gerade für „helfende Berufe“ als Hindernis in der praktischen Berufsausübung bekannt. Die hier vorgestellte Studie untersucht die Verbreitung des Burnout-Syndroms in der Augenheilkunde und identifiziert krankmachende und salutogenetische Faktoren.

Methoden: Das in der Burnout-Forschung am besten etablierte Messinstrument ist der so genannte Maslach Burnout Inventory (MBI), der verschiedene Ebenen des Burnout-Syndroms erfasst (emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und niedrige persönliche Leistungsfähigkeit). Dieser Fragebogen wurde im Rahmen einer Online-Umfrage unter Ophthalmologen aus Hessen und Rheinland-Pfalz von 107 Augenärztinnen und Augenärzten ausgefüllt. Davon waren 72 Prozent als niedergelassene Ophthalmologen tätig, 28 Prozent arbeiteten in einer Augenklink, 44 Prozent waren weiblich, 56 Prozent männlich.

Ergebnisse: Eine hohe emotionale Erschöpfung fand sich bei 39,3 Prozent, eine hohe Depersonalisierung bei 28,0 Prozent und eine niedrige persönliche Leistungsfähigkeit bei 22,4 Prozent der Studienteilnehmer. Im Vergleich nach Subgruppen waren eine erhöhte emotionale Erschöpfung häufiger bei Frauen als bei Männern zu beobachten (44,4 vs. 38,6%), ebenso bei Niedergelassenen gegenüber Ophthalmologen in Kliniken (45,8 vs. 30,0%) sowie bei jüngeren Augenärzten bis 45 Jahren im Vergleich mit älteren Augenärzten über 61 Jahren (45,7 vs. 23,1 %). Für die anderen Burnout-Dimensionen waren Unterschiede zwischen Subgruppen geringer ausgeprägt. Die emotionale Erschöpfung nahm mit dem Lebensalter und der Berufserfahrung tendenziell ab, die persönliche hingegen zu. Eine sportliche Betätigung zeigte sich vor allem hinsichtlich der persönlichen Leistungsfähigkeit und eine regelmäßige Essenseinnahme hinsichtlich der emotionalen Erschöpfung als protektiv.

Schlussfolgerungen: Burnout ist auch in der Augenheilkunde ein relevantes Problem. Die hohe Verbreitung der emotionalen Erschöpfung unter Ophthalmologen ist als ein Warnsignal zu verstehen, sich innerlich vom „Traumberuf Augenarzt“ zu entfernen. Dass die persönliche Leistungsfähigkeit weniger häufig eingeschränkt ist, zeigt, dass vielen trotz emotionaler Widrigkeiten ein berufliches Weiterarbeiten weiterhin möglich ist. Berufs- und Lebenserfahrung mindert tendenziell die Problematik. Die Identifikation und Förderung individueller Protektivfaktoren kann beitragen, eine emotionale Abdrift im Beruf zu vermeiden.