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67. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

16.06. - 17.06.2017, Westerland/Sylt

Häufigkeiten und Risiken der Kapselruptur und Vitrektomie bei Phakoemulsifikation

Meeting Abstract

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  • Stephan Kohnen - Aachen

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 67. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Westerland/Sylt, 16.-17.06.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17vnda21

doi: 10.3205/17vnda21, urn:nbn:de:0183-17vnda210

Published: June 13, 2017

© 2017 Kohnen.
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Die Kapselruptur während einer Katarakt-Operation ist eine potentiell ernste Komplikation. Durch die Ruptur der hinteren Linsenkapsel wird das Iris-Linsendiaphragma und somit die Separation zwischen vorderem und hinterem Augensegment durchbrochen. Kompliziert wird eine Kapselruptur durch den Glaskörpervorfall, der häufig eine Vitrektomie erforderlich macht. Mögliche Folgen einer Kapselruptur mit und ohne Vitrektomie sind insbesondere das cystoide Makulaödem, Netzhautlöcher und –blutungen, oder Netzhautablösungen.

In einer retrospektiven Studie sollten die Häufigkeiten und Risiken der Kapselruptur bei der Phakoemulsifikation in unserem Patientengut der letzten Jahre erfasst werden. In unserer Datenbank wurden alle nicht kombinierten Katarakt-Operationen, die vom gleichen Operateur durchgeführt wurden, ausgewertet. Es wurde nach Jahreszeiten, OP-Tagen und Tageszeiten differenziert. Zudem wurden anatomische Risiken der Patienten und der einzelne OP-Schritt der Kapselruptur erfasst.

Insgesamt wurden in einem Zeitraum 28.025 Operationen ausgewertet. Hierbei kam es zu 67 Kapselrupturen, die in 16 Fällen eine vordere Vitrektomie erforderten. Dies entspricht 2,39 Kapselrupturen/1000 bzw. 1 Kapselruptur auf 418 Operationen ohne Vitrektomie (0,24%) und 0,57 Kapselrupturen/1000 bzw. 1 Kapselruptur auf 1751 Operationen mit Vitrektomie (0,06%).

Unter den anatomischen Besonderheiten der Patienten fanden sich in 10 % eine engere Pupille, in 9% ein härter Linsenkern, in 5% eine hohe Refraktionsanomalie und in 3% ein Pseudoexfoliationssyndrom. Nach unserer Einschätzung entspricht zumindest das PEXSyndrom auch der durchschnittlichen Verteilung in unserem Patientenkollektiv. Letztlich wurde auch festgestellt, dass in 64% keine anatomischen Besonderheiten gefunden wurden.

Kapselrupturen traten unter allen Schritten der OP auf, mit Abstand am häufigsten jedoch bei der Politur der hinteren Kapsel (26%) gefolgt von der Rindenrestabsaugung (10%) und der Quadrantenentfernung (8%).

In 30 Fällen war das rechte, in 37 Fällen das linke Auge betroffen. Als strenger Rechtshänder hatten wir eine höhere Rate am linken Auge erwartet, zumal die Sitzposition des Operateurs am rechten Auge ergonomischer erschien.

Die Verteilung der Ereignisse im Jahresverlauf war eng mit der jahreszeitlichen Anzahl der Operationen korreliert, in dem Sinne, dass in Urlaubsmonaten mit einem geringeren OP-Volumen (April, Juli, Oktober) proportional weniger Kapselrupturen auftraten.

Ebenso verhielt es sich mit den Wochentagen. Entgegen der Annahme, dass montags häufiger Kapselrupturen auftreten würden, verteilten sich die Komplikationen auf alle Wochentage gleichermaßen.

Auch im tageszeitlichen Verlauf fand sich keine Häufung. Innerhalb der 1 bis 2 Stunde traten 24 (36%) Kapselrupturen, im mittleren Abschnitt 3-4 Stunde 25 (37%) Rupturen und zum Ende des OP-Tages (5 bis 6 Stunde) 18 (27%) Rupturen auf. Die Unterscheide waren statistisch nicht signifikant.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass Kapselrupturen bei einem erfahrenen Operateur eine seltene Komplikation der Phakoemusifikation darstellen (0,24% bzw. 0,06 %). Gehäuft fanden sich Kapselrupturen während der Kapselpolitur. Dieser Teilschritt der Operation muss somit diskutiert und mit einer späteren YAG-Kapsulotomie abgewogen werden. Das Ereignis der Kapselruptur selbst bleibt im zeitlichen Verlauf schicksalshaft, sowohl was die Tageszeit, den Wochentag als auch die Jahreszeit angeht.