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66. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

27.05. - 28.05.2016, Bad Segeberg

Statische Gefäßanalyse der retinalen Blutgefäße des Sehorgans einer populationsbasierten Kohorte unter besonderer Berücksichtigung des Raucherstatus

Meeting Abstract

  • Constanze M. Theophil - Greifswald
  • T. Ittermann - Institut für Community Medicine, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • C. Jürgens - Institut für Community Medicine, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • H. Völzke - Institut für Community Medicine, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • F. Tost - Greifswald

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 66. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. Bad Segeberg, 27.-28.05.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16vnda37

doi: 10.3205/16vnda37, urn:nbn:de:0183-16vnda378

Published: May 24, 2016

© 2016 Theophil et al.
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Hintergrund: Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor für verschiedenste vaskuläre Erkrankungen. Die Nikotinsucht gehört laut dem Suchtbericht 2014 in Deutschland zu den am weitesten verbreitete Süchten. Für die Interpretation der statischen Gefäßanalyse retinaler Blutgefäße ist daher die Erfassung der Auswirkungen des Rauchens auf die quantitativen Messparameter von besonderem klinischen Interesse.

Methodik: Im Rahmen einer populationsbasierten, epidemiologischen Kohortenstudie erfolgte eine umfangreiche körperliche Untersuchung inklusive einer Fundusfotografie bei 4.420 Probanden. Von 3.218 Probanden lagen auswertbare Fundusfotografien in guter Abbildungsqualität vor. Mittels spezialisierter Computerprogramme konnten für die statische Gefäßanalyse (SVA) das Arterienäquivalent (CRAE), das Venenäquivalent (CRVE) sowie die arterio-venöse Ratio (AVR) bestimmt werden.

Ergebnisse: 37% der Probanden in der untersuchten populationsbasierten Kohorte (Baseline-Untersuchung) waren Nicht-Raucher, 35% ehemalige Raucher und 28% aktive Raucher. Für das Probandenkollektiv konnten wir einen signifikanten Zusammenhang des aktiven Rauchens auf das Arterien- und Venenäquivalent im Sinne einer Steigerung des Äquivalents nachweisen. Das Arterienäquivalent war bei aktiven Rauchern im Vergleich zu Nicht-Rauchern um ca. 6 µm größer, das Venenäquivalent um ca. 11 µm. Für das Venenäquivalent war dies auch signifikant bei einem früheren Raucherstatus, auch wenn das Venenäquivalent nur um ca. 3 µm im Vergleich zu Nicht-Rauchern stieg. Wir konnten keine signifikante Assoziation des Raucherstatus mit der AVR nachweisen.

Schlussfolgerung: Der Raucherstatus steht in einem statistisch signifikanten Zusammenhang insbesondere mit dem Arterienäquivalent und dem Venenäquivalent der retinalen Mikrostrombahn. Das aktive Rauchen ist mit einer Erweiterung der Arteriolen und Venolen in der statischen Gefäßanalyse assoziiert. Für die Erweiterung der Venolen gilt die Assoziation sogar für die positive Raucheranamnese in der Vergangenheit. Die Methode der statischen Gefäßanalyse macht es möglich, das Ausmaß retinaler Gefäßveränderungen quantitativ zu erfassen. Bei der individuellen Interpretation der Messergebnisse müssen jedoch allgemeine Einflussfaktoren wie Systemerkrankungen bspw. Diabetes mellitus und arterielle Hypertonie oder Verhaltensbesonderheiten wie das Rauchen entsprechende Beachtung finden.