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Digitale Gesundheitskompetenz bei Prostatakarzinom-Langzeitüberlebenden
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Published: | April 26, 2024 |
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Einleitung: Die zunehmende Internetnutzung und Digitalisierung des Gesundheitssystems führt dazu, dass digitale Gesundheitsinformationen an Stellenwert gewinnen. Für den adäquaten Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen ist ein ausreichendes Maß an digitaler Gesundheitskompetenz (DGK) unabdingbar. Ziel der Studie war es, die digitale Gesundheitskompetenz von Prostatakarzinom(PCa)-Langzeitüberlebenden nach Radikaler Prostatektomie (RP) und damit assoziierte Faktoren zu untersuchen.
Methode: PCa-Langzeitüberlebende wurden im Jahr 2022 im Rahmen des nationalen Forschungsprojekts „Familiäres Prostatakarzinom“ anhand jährlicher Nachsorgefragebögen zur Internetnutzung und zur digitalen Gesundheitskompetenz befragt. Die acht Items der DGK wurden bei PCa-Langzeitüberlebenden, die 2022 das Internet nutzten, ausgewertet. Assoziationen mit soziodemographischen (Alter, Vorhandensein von Kindern, Partnerschaft, Bildungsstatus, PCa-Familienanamnese), klinischen (Zeit seit RP, Zweittumor, Biochemisches Rezidiv, Therapie) und psychosozialen (Lebensqualität, Screening auf Depression/ Angst, Arzt-Patienten-Beziehung, Allgemeine Gesundheitskompetenz) Parametern wurden analysiert.
Ergebnisse: 2.189 PCa-Langzeitüberlebende (im Durchschnitt 79,9 ± 6,4 Jahre alt und 18,3 ± 3,8 Jahre nach RP) bildeten das Studienkollektiv. Im Jahr 2022 nutzten 69,1% des Studienkollektivs das Internet, davon wiesen 62,8% eine niedrige digitale Gesundheitskompetenz auf (50,7% eine inadäquate und 12,1% eine problematische). Die Mehrheit der befragten PCa-Langzeitüberlebenden schätzte die folgenden Items als (sehr) schwierig ein: „Zu beurteilen, wie vertrauenswürdig die gefundenen Informationen sind“ (68,6%), „Zu beurteilen, ob hinter den angebotenen Informationen kommerzielle Interessen stehen“ (69,7%), „Die gefundenen Informationen zur Lösung eines Gesundheitsproblems zu nutzen“ (53,5%). Mit einer niedrigen digitalen Gesundheitskompetenz waren ein höheres Alter, eine niedrige Schulbildung, eine negative PCa-Familienanamnese, eine niedrigere Lebensqualität, ein positives Screening auf Depression, bzw. Angst, eine niedrige allgemeine Gesundheitskompetenz und eine seltene Nutzung des Internets assoziiert (jeweils p< 0,01).
Schlussfolgerung: Die Internetnutzung unter PCa-Langzeitüberlebenden war mit 69,1% weit verbreitet, jedoch wiesen davon knapp 2/3 eine niedrige digitale Gesundheitskompetenz auf. Für eine bessere medizinische Versorgung von PCa-Langzeitüberlebenden sollte die digitale Informationssuche im Arzt-Patienten-Gespräch thematisiert werden, um PCa-Langzeitüberlebende beim Finden, Verstehen, Beurteilen und Anwenden von digitalen Gesundheitsinformationen zu unterstützen.