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Gesundheitskompetenz bei bei Prostatakarzinom-Langzeitüberlebenden
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Published: | April 26, 2024 |
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Einleitung: Sowohl Menschen im hohen Alter, als auch mit chronischen Erkrankungen gelten als Risikogruppen für eine geringe Gesundheitskompetenz. Unter älteren Menschen mit chronischer Erkrankung bilden Prostatakarzinom (PCa)-Langzeitüberlebende eine wachsende Gruppe. Eine geringe Gesundheitskompetenz kann unter anderem mit einem schlechteren physischen und psychischen Gesundheitsstatus, einer geringeren Lebensqualität und einer erhöhten Nutzung des Gesundheitssystems verbunden sein. Ziel der vorliegenden Arbeit war, die Prävalenz von geringer und hoher Gesundheitskompetenz sowie assoziierte Faktoren bei PCa-Langzeitüberlebenden nach radikaler Prostatektomie (RP) zu untersuchen.
Methode: Im Rahmen des nationalen Forschungsprojektes „Familiäres Prostatakarzinom“ werden PCa-Langzeitüberlebende nach RP anhand jährlicher Nachsorgefragebögen befragt. Die Gesundheitskompetenz wurde im Rahmen der Nachsorgebefragung 2022 in Selbsteinschätzung anhand einer Kurzversion des European Health Literacy Survey Questionnaires (HLS-EU-Q16) erhoben. Die Gesundheitskompetenz wurde dichotomisiert in gering und hoch. Zusätzlich wurden soziodemographische, prostatakarzinomspezifische und psychologische Parameter erhoben, sowie die Häufigkeit der Internetnutzung, die Entscheidungsfindung zur RP und das Bereuen der Therapieentscheidung erfragt.
Ergebnisse: Von insgesamt 2.326 PCa-Langzeitüberlebenden (Ø Alter bei 79,7 ± 6,5 Jahre, Zeit seit RP 18,2 ± 3,8 Jahre) schätzten 58,8% ihre eigene Gesundheitskompetenz als hoch und 41,2% als gering ein. Patienten mit einer geringen Gesundheitskompetenz zeigten im Vergleich zu Patienten mit einer hohen Gesundheitskompetenz eine schlechtere subjektive wirtschaftliche Situation (30,7% vs. 20,6%) und Lebensqualität (68,0% vs. 46,2%), sowie etwa doppelt so häufig ein positives Screening auf Angst (17,2% vs. 7,1%) bzw. Depression (19,4% vs. 10,4%) (alle p<0,001). Unter PCa-Langzeitüberlebenden mit geringer Gesundheitskompetenz war der Anteil derjenigen höher, die die Schwere ihrer PCa-Erkrankung subjektiv als hoch einschätzten (21,7% vs. 19,0%) bzw. die Entscheidung zur RP bereuten (12,9% vs. 8,1%) (beide p<0,001). Der Anteil an PCa-Langzeitüberlebenden, welche das Internet täglich nutzten, war in der Gruppe mit geringer Gesundheitskompetenz niedriger als in der Gruppe mit hoher Gesundheitskompetenz (42,6% vs. 51,7%) (p<0,001). Die Schulbildung, eine weitere Krebserkrankung, die Entscheidungsfindung zur RP und die prostatakarzinomspezifischen Parameter waren nicht mit der Gesundheitskompetenz assoziiert.
Schlussfolgerung: Über 40% des Patientenkollektivs schätzte die eigene Gesundheitskompetenz als gering ein.
Diese Patientengruppe benötigt zusätzliche Unterstützung in den Bereichen Krankheitsbewältigung, Prävention und Gesundheitsförderung. Hier spielen insbesondere die behandelnden Ärzte eine entscheidende Rolle.