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Gute Arzt-Patienten-Beziehung bei Prostatakarzinom-Langzeitüberlebenden
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Published: | April 26, 2024 |
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Einleitung: Die Arzt-Patienten-Beziehung stellt eine komplexe zwischenmenschliche Beziehung mit grundlegendem Wert für die Gesundheitsversorgung dar. Ihre Qualität ist nicht nur ein entscheidender Faktor für die Patientenzufriedenheit, sondern kann auch Auswirkungen auf die Adhärenz und den Behandlungserfolg haben. Angesichts dessen ist es wichtig zu verstehen, welche Faktoren diese Beziehung beeinflussen. Zielsetzung des Projektes war die Untersuchung der Arzt-Patienten-Beziehung und deren assoziierte Faktoren bei Prostatakarzinom-Langzeitüberlebenden nach radikaler Prostatektomie (RP).
Methode: Grundlage der Datenerhebung 2022 war die jährliche Befragung von Patienten des nationalen Forschungsprojekts „Familiäres Prostatakarzinom“. Die Patienten werden deutschlandweit von unterschiedlichen Urologen betreut. Die Befragung umfasste die deutsche Version des Patient-Doctor-Relationship-Questionnaires (PRDQ-9) zur Erfassung der Arzt-Patienten-Beziehung (APB), ein Screening auf Depression und Angst mittels des „Patient Health Questionnaire“ (PHQ-4), Gesundheitskompetenz (HLS-EU-Q16) und die Erfassung der Lebensqualität mittels „EORTC Quality of Life Questionnaire“ (QL2). Zusätzlich wurde ein möglicher Urologenwechsel seit Prostatakarzinom-Diagnose und ggf. die Gründe dafür erfasst. Zudem wurden soziodemographische (Alter, Bildungsniveau, subjektive wirtschaftliche Situation, aktuelle Partnerschaft, Kinder), klinische (Zeit nach RP, Zweittumor, biochemisches Rezidiv (BCR), aktuelle Therapie) und psychologische (Benefit Finding, Wohlbefinden im vergangenen Monat, Screening auf Depression und Angst, Lebensqualität, empfundene Schwere der Erkrankung) Parameter erhoben. Mittels Chi-Quadrat Test wurden Assoziationen von soziodemographischen, klinischen und psychologischen Parametern sowie eines Urologenwechsels mit der Qualität der APB untersucht.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 2.322 Patienten in die Analyse eingeschlossen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 79,7 (±6,5) Jahre; die Zeit seit RP 18,2 (±3,7) Jahre. Eine schlechte APB gaben nur 9,2% der Patienten an, dementsprechend 90,8% eine gute APB. Ein höheres Alter und eine längere Zeit seit RP waren mit einer schlechten APB assoziiert, die übrigen soziodemographischen und klinischen Parameter zeigten keinen Einfluss. Alle psychologischen Parameter waren mit einer schlechten APB assoziiert (alle p <0,01): Eine schlechte APB im Vergleich zu einer guten APB war häufiger bei positivem Screening auf Depression (16,1 vs. 8,0%) und Angst (16,3% vs. 8,2%), niedrigerem Wohlbefinden im letzten Monat (14,3% vs. 5,8%) und niedrigerer Gesundheitskompetenz (13,7% vs. 6,1%) sowie Lebensqualität (12,2% vs. 5,3%). Zudem gaben die Patienten, die ihre Krebserkrankung als schwerwiegender empfanden, häufiger eine schlechte APB an (10,5% vs. 7,6%).
Knapp ein Drittel der Patienten (31,0%) wechselte seit RP den Urologen aufgrund der Praxisorganisation (81,8%) und/oder Problemen mit dem behandelnden Urologen (20,8%).
Schlussfolgerung: 90,8% der Prostatakarzinom-Langzeitüberlebenden gaben eine gute APB an, was im Literaturvergleich überdurchschnittlich ist. Eine gute APB ist essenziell für eine zielführende und kontinuierliche Nachsorge von Prostatakarzinom-Langzeitüberlebenden.