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Lymphome der Prostata
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Published: | April 26, 2024 |
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Einleitung: Das azinäre Adenokarzinom ist die häufigste maligne Erkrankung der Prostata, jedoch können seltene pathologische Befunde vorkommen, wie z. B. ein Lymphom. Die Drüse kann entweder sekundär bei der leukämischen Infiltration oder noch seltener primär betroffen sein.
Methode: Wir präsentieren zwei Fälle von sekundären Lymphomen bei Patienten mit vorher bekannter chronischer lymphatischer Leukämie und einen Fall eines primären Mantelzell-Lymphoms der Prostata.
Ergebnisse: Fall 1: Ein 69-jähriger Patient mit einer bekannten chronischen lymphatischen Leukämie hat sich einer Thulium-Laser-Enuklation der Prostata wegen obstruktiver Miktionsbeschwerden unterzogen. Bei dem PSA-Wert 1,85 ng/ml wurden 36 g der Drüse enukleiert. Histologisch wurden Infiltrate eines niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphoms der B-Zell-Reihe nachgewiesen, die einem “small lymphocytic lymphoma” entsprechen.
Fall 2: Ein 68-jähriger Patient hat sich einer roboterassistierten Adenomenukleation aufgrund obstruktiver Miktionsbeschwerden unterzogen. Der PSA-Wert war 8,6 ng/ml. Bei dem Eingriff wurden 81 g enukleiert und histologisch wurden multifokale, kleinherdige Infiltrate des bekannten, niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphoms der B-Zell-Reihe, entsprechend einer chronischen lymphatischen Leukämie, nachgewiesen.
Fall 3: Einem 74-jährigen Patienten wurde bei dem PSA-Wert von 39,8 ng/ml eine Prostatastanzbiopsie durchgeführt. Der histopathologische Befund lautete fokale Prostatainfiltrate durch ein Mantelzell-Lymphom vom klassischen Typ mit einer geringen proliferativen Aktivität (Ki-67: 2%). Das CT Hals/Thorax/Abdomen wies keinen Anhalt für eine weitere Manifestation des Lymphoms nach. Laut des Beschlusses der interdisziplinären hämato-onkologischen Tumorkonferenz ist von einem indolenten Verlauf auszugehen und aufgrund fehlender therapeutischer Konsequenz (keine hämatopoetische Insuffizienz) wird keine weitere Staginguntersuchung im Sinne einer Knochenmarkpunktion empfohlen.
Schlussfolgerung: Lymphome der Prostata, egal ob sekundäre oder primäre, kommen sehr selten vor. Primäre Lymphome umfassen nur 0,09% aller malignen Krankheiten der Prostata und 0,1% aller diagnostizierten Lymphome. Die Prävalenz der sekundären Lymphome ist nicht bekannt. Da die urologischen Symptome unspezifisch sind (meistens obstruktive Miktionsbeschwerden bis zum Harnverhalt, selten auch Hämaturie), kann die Diagnose nur histopathologisch gestellt werden. Bisher wurden alle Lymphom-Arten in der Prostata beschrieben, wobei am häufigsten von Non-Hodgkin-Lymphome, insbesondere vom diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) berichtet wird. Diese kommen in 30–50% extranodal vor.
Das Mantelzell-Lymphom tritt unter B-Lymphomen allgemein nur in ca. 4–9% auf und das primäre Vorkommen in der Prostata wurde bisher in weniger als 15 Fällen weltweit beschrieben.
Für ein erfolgreiches Management der Patienten ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem Urologen, Hämato-Onkologen und Pathologen dringend notwendig.