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50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02.05. - 04.05.2024, München

Der Tastbefund in Zeiten der modernen MRT Fusionsbiospie – sinnlos?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Markus Preischer - Barmherzige Schwestern Ried, Ried Im Innkreis, Österreich
  • Johannes Esterbauer - Barmherzige Schwestern Ried, Ried Im Innkreis, Österreich

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. München, 02.-04.05.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24urobay47

doi: 10.3205/24urobay47, urn:nbn:de:0183-24urobay478

Published: April 26, 2024

© 2024 Preischer et al.
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Einleitung: In Zeiten der MRT Fusionsbiopsie erfolgt die Diagnostik des Prostatakarzinoms mit höchster Präzision. Kleinste Veränderungen können mittlerweile diagnostiziert, markiert und schließlich gezielt biopsiert werden.

Verschiedene Interpretationen des PSA Wertes ( PSA velocity, density, etc. ) helfen bei der Entscheidung einen Patientin bezüglich eines Prostatakarzinoms abzuklären.

Hat dabei der rektale Tastbefund überhaupt noch einen Stellenwert, oder ist er tatsächlich obsolet?

Methodik: An der Abteilung für Urologie im Krankenhaus Ried im Innkreis wurden zwischen Mai 2020 und Dezember 2023 360 MRT fusionierte Prostatastanzbiopsien durchgeführt.

Alle Patienten wurde vor einer Biopsie rektal getastet und ein Befund erhoben (tastinsuspekt oder tastsuspekt). Weiters wurden genaue PSA Verläufe, MRT Befunde und die histologische Aufarbeitung erhoben.

Diese Daten wurden schließlich einer deskriptiven Statistik zugeführt.

Ziel war es festzustellen, ob positive Stanzbiopsien mit auffälligen Tastbefunden korrelieren. Weiters wollte man auch feststellen, ob durch Weglassen der rektalen Untersuchung Patienten eventuell fälschlich nicht einer Biopsie unterzogen worden wären ( zB bei unauffälligem PSA ).

Ergebnisse: Lediglich bei 25% aller Patienten wurde ein suspekter Tastbefund festgestellt.

Bei den Karzinomen hatten 30% einen positiven Tastbefund, 70% einen unauffälligen. Bei der Gruppe mit unauffälligen histologischen Ergebnissen hatten 17% einen auffälligen Tastbefund, 83% einen unauffälligen.

Das ergibt eine Sensitivität von 30%, eine Spezifität von 83%.

Lediglich 2 Patienten mit positiven Tastbefund hatten einen unauffälligen PSA Wert. Beide Patienten hatten in der histologischen Aufarbeitung kein Malignom.

Schlussfolgerung: Der rektale Tastbefund ist eine Standarduntersuchung im Rahmen der urologischen Vorsorgeuntersuchung. In unserer Auswertung zeigte sich aber ganz eindeutig, dass lediglich 30% der diagnostizierten Karzinome mit einem positiven Tastbefund einhergehen.

Der überwiegende Grund warum bei einem Patienten eine MRT und in weiterer Folge eine Biopsie durchgeführt wurde, war ein erhöhter PSA oder eine pathologische PSA velocity, nicht ein suspekter Tastbefund. Die digital-rektale Untersuchung half hier nicht zusätzliche Karzinome zu detektieren.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch die moderne Diagnostik die digital-rektale Untersuchung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung an Stellenwert verloren hat. Aufgrund unserer Daten würden wir diese nicht mehr empfehlen.