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50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02.05. - 04.05.2024, München

Haben seltene histologische Varianten des Prostatakarzinoms wirklich eine schlechtere Prognose?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nastasiia Artamonova - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Leon Gallee - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Hannes Neuwirt - Medizinische Universität Innsbruck, Department für Innere Medizin IV, Nephrologie und Hypertensiologie, Innsbruck, Österreich
  • Eberhard Steiner - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Giulia Giannini - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Michael Ladurner - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Jasmin Bektic - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Wolfgang Horninger - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Isabel Heidegger - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. München, 02.-04.05.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24urobay40

doi: 10.3205/24urobay40, urn:nbn:de:0183-24urobay407

Published: April 26, 2024

© 2024 Artamonova et al.
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Text

Einleitung: Das azinäre Adenokarzinom stellt den dominierenden histologischen Subtyp des Prostatakarzinoms (PC) dar. 10% der Fälle weisen jedoch unkonventionelle histologische Subtypen (UH) auf, dessen umfassende Charakterisierung klinischer Merkmale und therapeutischer Überlegungen unzureichend ausgearbeitet sind. Ein vertieftes Verständnis dieser seltenen histologischen Varianten ist erforderlich, um ihre Auswirkungen auf die Prognose und Behandlungsstrategien zu präzisieren.

Methoden: Wir führten eine retrospektive Analyse von 594 lokalisierten therapie-naiven PC-Patienten durch, die zwischen 2003 und 2023 an der Universitätsklinik Innsbruck eine radikalen Prostatektomie (RP) erhalten haben. Von diesen Patienten wiesen 298 eine UH auf, während gleichaltrige 296 Patienten (medianes Alter 62 Jahre in beiden Gruppen) mit reinem Adenokarzinom als Vergleichsgruppe dienten. Weiters gab es zwischen der UH und der Adenokarzinomgruppe keinen signifikanten Unterschied zwischen präoperativem PSA oder Gleason Score. Erfasste Parameter beinhalteten Alter bei Diagnose, präoperative PSA-Werte, Gleason-Score der RP, und biochemische Rezidivraten (BCR).

Die statistische Analyse erfolgte unter Verwendung von SPSS und Excel, wobei Mann-Whitney-U- und Chi-Quadrat-Tests für Parametervergleiche angewendet wurden.

Ergebnisse: Bemerkenswerterweise wiesen alle 298 Patienten mit UHs gemischte histologische Formen auf, wobei das kribriforme (n=97, 33%), das muzinöse (n=60, 20%), das foamy gland (n=53, 18%) sowie das Siegelringzellkarzinom (n=27, 9%) die häufigsten Subtypen darstellten. Nur 26 Patienten (9%) mit UHs im RP Präparat hatten UHs bereits in der Prostatabiopsie (p < 0,0001), was die Limitationen einer Prostatabiopsie (15 Stanzen in unserer Kohorte) bei der Erkennung von UHs verdeutlicht. Patienten mit UHs präsentierten ein aggressiveres Erkrankungsmuster, das durch einen höheren Anteil an Patienten mit Intermediärem- (64% vs. 38%, p < 0,0001) und Hochrisiko-Prostatakarzinom nach D’Amico (13% vs. 7%, p < 0,0001) im Vergleich zu Patienten mit reinem Adenokarzinom ersichtlich wurde. Im Gegensatz dazu war ein Niedrig Risiko PC nach D’Amico nur in 3,6% der UH-Patienten vorhanden, verglichen mit 34,5% bei reinem Adenokarzinom (p < 0,0001). Weiteres zeigte sich in der UH-Kohorte eine signifikant niedrigere Inzidenz von Lymphknotenmetastasen (n=9 vs. 13,8, p < 0,000) im Vergleich zur Kontrollgruppe, jedoch wiesen Patienten mit UH eine erhöhte Inzidenz von positiven Resektionsrändern (30,8% vs. 20,6%, p < 0,004) sowie eine erhöhte BCR Rate auf (13,4% vs. 5,4%, p < 0,002,;medianes Follow-up 47,8 Monate).

Schlussfolgerung: In unserem Studienkollektiv sind die UH-PC mit höheren Gleason-Scores, aggressiveren fokalen Wachstumsmustern und erhöhten Rezidivraten assoziiert. Dennoch weisen die UH-PC eine geringere Lymphknotenmetastaseninzidenz auf.