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Nervenschonende radikale Prostatektomie beim ISUP 2 Prostatakarzinom – ist das onkologisch wirklich sicher?
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Published: | April 26, 2024 |
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Wissenschaftlicher Hintergrund: Die nervenschonende (NS) radikale Prostatektomie (RP) ist die häufigste Behandlungsform für Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom (PCa), obwohl sie mit einem höheren Risiko einer perineuralen Invasion (Pn1) verbunden ist, was wiederum ein ungünstiger histopathologischer Parameter ist. Eine optimale Selektion von Patienten, die eine NS-RP erhalten, ist daher entscheidend, um einen optimalen Kompromiss zwischen onkologischer Sicherheit und bestmöglichem funktionellem Ergebnis zu erreichen. Ziel unserer Studie war es, die Inzidenz des Pn1 Status sowie die kurz- und langfristigen onkologischen Ergebnisse von ISUP 2-Patienten, die einer NS-RP unterzogen wurden, zu vergleichen.
Methoden: Retrospektiv analysierten wir 430 Patienten mit ISUP 2 PCa unter einem PSA-Wert <10 ng/ml, die sich zwischen 2010 und 2020 einer NS-RP an unserer Abteilung unterzogen haben. Der mediane PSA-Wert lag in der Pn1 Gruppe bei 5 ng/ml und in der Patientengruppe ohne perineurale Invasion (Pn0) bei 5,3 ng/ml. Zur Detektion der histopathologischen Unterschiede sowie des onkologischen Follow-up´s zwischen Pn0 und Pn1 Patienten wurden deskriptive Analysen, Regressionsanalysen und Chi-Quadrat Analysen durchgeführt. Weiters analysierten wir bildgebende Prädiktoren (präoperatives multiparametrisches MRI (mpMRI)) für eine perineurale Invasion.
Ergebnisse: Es konnte in der finalen Histologie bei 330 Patienten (77%) aller ISUP 2 Patienten, welche eine NS-RP erhalten haben, eine perineurale Invasion nachgewiesen werden. Allerdings hatten von diesen Patienten 224 (68%) in einer medianen Follow up time von 66,1 Monaten (Mittelwert 71,3; Range 145,9 Monate) kein biochemisches Rezidiv (BCR) entwickelt, während 43 Patienten (13%) ein BCR mit Folgetherapie aufwiesen. Bei 63 Patienten (19%) waren keine Informationen über die Nachsorge verfügbar. Im Vergleich dazu hatten nur 12% (n=12) der Patienten ohne Pn1 ein BCR. Der Pn1 Status war also mit einem signifikant erhöhten Risiko für ein BCR assoziert (p=0.00018). Unabhängig vom perineuralen Status traten bei den Patienten im Median von 2 Jahren biochemische Rezidive auf. Interessanterweise wiesen 90% der Pn1-Patienten eine PIRADS 4- oder 5 Läsion im präoperativen mpMRI verglichen mit 79,6% der Pn0 Patienten (p=0,020) auf. Derzeit arbeiten wir an einem Risikokalkulator, der die präoperative Wahrscheinlichkeit von Pn1 in der RP-Histopathologie bestimmt.
Schlussfolgerung: Perineurale Invasion ist mit einem signifikant höheren Risiko für ein BCR nach NS-RP verbunden. PIRADS 4 oder 5 Läsionen im präoperativen mpMRT sind signifikante Prädiktoren für das Vorhandensein von Pn1 im RP-Präparat.