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Arterio-ureterale Fistelbildung nach kombinierter Radiochemotherapie bei Cervixkarzinom
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Published: | April 26, 2024 |
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Einleitung: Rund 19% aller Malignome im kleinen Becken werden bei Frauen mittels Radiotherapie behandelt. Zu den häufigsten Tumorentitäten zählen das Zervix- und Vulvakarzinom. Eine mögliche Spätkomplikation am Urogenitaltrakt stellt die arterio-ureterale Fistelbildung dar. Weitere Risikofaktoren für das Entstehen einer arterio-ureteralen Fistel sind eine dauerhafte Versorgung mittels Harnleiterschiene, Zustand nach Gefäßeingriffen sowie onkologischen Operationen im kleinen Becken. Es handelt sich um ein seltenes, jedoch unter Umständen mit einer lebensbedrohlichen Hämaturie einhergehendes Krankheitsbild, dessen Diagnosestellung bei niedriger Sensitivität der bildgebenden Verfahren oft verzögert erfolgt. Die Lokalisation wird mehrheitlich am Kreuzungspunkt zwischen Arteria iliaca communis und Harnleiter beschrieben. Die Mortalität liegt laut aktueller Literatur bei 9%.
Methode: Präsentiert wird der Fall einer 50-jährigen Patientin, bei der 2002 aufgrund eines Cervixkarzinoms eine kombinierte Radiochemotherapie im kleinen Becken sowie bei Tumorrezidiv wiederholt operative Eingriffe durchgeführt wurden. Bei der Patientin bestand eine postaktinische distale Ureterstenose links, die seit 2019 im Rahmen eines akuten Nierenversagens dauerhaft mittels Harnleiterschiene versorgt wurde, sowie eine Strahlenangiopathie der A. iliaca externa links, die seit 2008 wiederholt Interventionen (Stenting, Ballondilatation) bedurfte. Im April 2023 trat bei der Patientin eine konservenpflichtige intermittierende de novo Makrohämaturie auf. Cystoskopisch zeigte sich eine arterielle Blutung aus dem linken Ostium. Der Versuch der Lokalisation der Blutungsquelle verlief sowohl endoskopisch als auch radiologisch frustran. Wegen einer suspizierten A. iliaca externa / Ureter Fistel wurde eine Tubegraftimplantation in die A. iliaca externa durchgeführt. Bei akuter Verschlechterung des Zustandsbildes mit Intensivpflichtigkeit der Patientin bei persistierender Makrohämaturie erfolgte eine offene Nephrektomie sowie der Versuch einer offenen Versorgung der suspizierten arterio-ureteralen Fistel. Postoperativ bestand weiterhin eine Makrohämaturie. In der retrograden Ureterographie konnte nach Entfernung fistelokkludierender Ureterkoagel die Fistel im Bereich eines Seitenastes der A. iliaca interna lokalisiert werden. Durch Markierung der Fistellokalisation mittels Draht wurde eine gezielte angiographische Coil-Embolisation der Seitenäste der A. iliaca interna durchgeführt.
Ergebnis: Die Blutung sistierte schließlich nach der Embolisation, jedoch erforderte die Patientin in Folge wiederholte Interventionen aufgrund von Komplikationen des Tubegrafts in der A. iliaca externa.
Schlussfolgerung: Die seltene Komplikation einer A. iliaca interna-ureteralen Fistel ist eine diagnostische Herausforderung und sollte bei persitierender Blutung aus dem Hohlraumsystem in Betracht gezogen werden. Sowohl im Rahmen der retrograden Ureterographie, Kontrastmittel-CT sowie Angiographie können diese Läsionen nicht sicher identifiziert werden. Gelingt die Darstellung, ist eine interventionell radiologisch gezielte Embolisation eine sinnvolle Therapieoption.