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48. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie

19.05. - 21.05.2022, Lindau

Body Composition als pre-operatives Risikomodell für postoperatives Überleben nach radikaler Zystektomie bei Urothelkarzinom der Harnblase

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Simon Engelmann - Caritas Krankenhaus St. Josef, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland
  • Christoph Pickl - Caritas Krankenhaus St. Josef, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland
  • Valerie Hartmann - Caritas Krankenhaus St. Josef, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland
  • Maximilian Haas - Caritas Krankenhaus St. Josef, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland
  • Sebastian Kälble - Caritas Krankenhaus St. Josef, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland
  • Maximilian Burger - Caritas Krankenhaus St. Josef, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland
  • Roman Mayr - Caritas Krankenhaus St. Josef, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 48. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie. Lindau, 19.-21.05.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22urobay93

doi: 10.3205/22urobay93, urn:nbn:de:0183-22urobay938

Published: May 18, 2022

© 2022 Engelmann et al.
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Einleitung: Die Sarkopenie stellt einen relevanten Prognosefaktor für das Überleben bei diversen Tumorerentitäten dar. Bei nicht-urologischen Tumoren und chronischen Erkrankungen wurden bereits multifaktorielle Modelle (‚Body Composition‘) erstellt, um prognostische Aussagen zu verbessern.

Methode: In einem Zeitraum von August 2004 bis Dezember 2019 wurden 589 Patienten (medianes Alter 70 Jahre (IQR 63–76,5), männlich 446 (76%); weiblich 143 (24%)) die eine radikale Zystektomie aufgrund eines Harnblasenkarzinoms erhalten haben in unsere retrospektive Studie eingeschlossen. Präoperative Computertomographien wurden mittels Osirix™ Software auf Höhe LWK3 analysiert um Skelettmuskel Index (SMI), Psoas Muskel Index (PMI), Skeletal Muscle Radiation Attenuation (SMRA), Visceral Fat Height Index (VHI) und Visceral Subcutaneuos Fat Index (VSR) zu bestimmen. Sarkopenie wurde nach Martin-Kriterien klassifiziert. Ein niedriger PMI wurde bei Männern <2,49 cm2/m2, und bei Frauen <2,07 cm2/m2 definiert. Fetthaltige Muskulatur wurde mit einem SMRA <38,5HU bei Männern und <34,3HU bei Frauen definiert. Als Endpunkte wurden Gesamt-(OS) und krebsspezifisches (CSS) Überleben untersucht.

Ergebnisse: Von den 589 eingeschlossenen Patienten sind 279 im Beobachtungszeitraum verstorben, wobei 173 an ihrer Tumorerkrankung verstarben. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen CSS und Sarkopenie (Chi2 7,578, p=0,006). Das mediane Follow-up beträgt 63 Monate (IQR 19–88). In der univariaten Analyse zeigten sich Sarkopenie (OS: HR 1,36, 95% CI 1,06–1,73, p=0,014; CSS: HR 1,62, 95% CI 1,18–2,23, p=0,003), niedriger PMI (OS: HR 1,71, 95% CI 1,35–2,17, p<0,001; CSS: HR 1,94, 95% CI 1,44–2,62, p<0,001) und Untergewicht (BMI<18,5 kg/m2)(OS: HR 2,18, 95% CI 1,17–4,09, p=0,015; CSS: HR 2,09, 95% CI 1,00–4,37, p=0,049) als signifikante Risikofaktoren für das OS und CSS. Fetthaltige Muskulatur (OS: HR 1,48, 95% CI 1,12–1,95, p=0,006) war in der univariaten Analyse nur für das OS signifikant. VHI und VSR waren sowohl in der univariaten Analyse als auch im multivariaten Cox-Regressionsmodell keine signifikanten Risikofaktoren für OS und CSS.

In dem multivariaten Cox-Regressionsmodell mit Alter, Tumorstadium, Nodalstatus, R-Status und perioperativer Chemotherapie waren die Sarkopenie (HR 1,53, 95% CI 1,09–2,13, p=0,013; AUC=0,779), niedriger PMI (HR 1,66, 95% CI 1,21–2,27, p=0,002; AUC=0,782) und Untergewicht (HR 2,32, 95% CI 1,04–5,18, p=0,040; AUC=0,776) unabhängige Risikofaktoren für das krebsspezifische Überleben.

Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung verschiedener Parameter der Körperzusammensetzung kann die Vorhersage über das Überleben nach Zystektomie verbessert werden. Zukünftiges Ziel ist es, ein alltagstaugliches Modell zur Risikostratifizierung vor radikaler Zystektomie zu erstellen.