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46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14.05. - 16.05.2020, Nürnberg

Endogene vasoaktive Peptide in der Kontrolle des Corpus cavernosum penis: Hat das Vasopressin eine physiologische Relevanz?

Meeting Abstract

  • S. Ückert - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Zentrum Chirurgie, Klinik für Urologie & Urologische Onkologie, Hannover, Deutschland
  • A. Becker - Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Klinikum Grosshadern, Klinik & Poliklinik für Urologie, München, Deutschland
  • A. Bannowsky - Imland Klinik GmbH, Klinik für Urologie, Rendsburg, Deutschland
  • D. Tsikas - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Institut für Klinische Pharmakologie, Hannover, Deutschland
  • M. Kuczyk - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Zentrum Chirurgie, Klinik für Urologie & Urologische Onkologie, Hannover, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Nürnberg, 14.-16.05.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20urobay075

doi: 10.3205/20urobay075, urn:nbn:de:0183-20urobay0753

Published: July 30, 2020

© 2020 Ückert et al.
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Allgemeines: Neben den klassischen Transmittern des adrenergen Systems sind auch nicht-adrenerge Substanzen an der Aufrechterhaltung des konstanten Tonus des penilen erektilen Gewebes (Corpus cavernosum = CC) in der Phase der Flakzidität/der Terminierung der Erektion beteiligt. Das Peptidhormon Vasopressin (VP) - auch als antidiuretisches Hormon (ADH) bekannt - wird im Hypothalamus gebildet und nach einem neuronalen Reiz in die Zirkulation sezerniert. VP induziert durch Bindung an V1-Rezeptoren eine Vasokonstriktion, könnte somit die durch NO vermittelte Relaxation der Schwellkörpermuskulatur/der Penisarterien antagonisieren, auch proerektile Effekte des VP im ZNS sind beschrieben. Wir haben die Wirkung von VP auf isolierte Schwellkörpermuskulatur untersucht und die Plasmakonzentrationen des Peptids im systemischen und cavernösen Blut gesunder Männer während verschiedener peniler Stadien detektiert.

Methoden: Mit der Organbad-Technik wurden die Effekte der kumulativen Zugabe von VP (0.1 nM - 0.1 µM) auf isolierte Streifenpräparate des CC bei basaler Spannung (0.5 g) untersucht. Einundvierzig (41) Probanden (Durchschnittsalter 25 Jahre) wurde während verschiedener peniler Funktionsstadien (Flakzidität, Tumeszenz, Rigidität, Detumeszenz) Vollblut aus einer Cubitalvene und dem CC entnommen. Tumeszenz und Rigidität wurden durch audiovisuelle/taktile Stimulation induziert. Die Messung der VP-Plasmakonzentrationen erfolgte mit radioimmunometrischen Methoden (RIA).

Ergebnisse: VP induzierte konzentrationsabhängige Kontraktionen der Streifenpräparate, die isometrische Kraftentwicklung war deutlich stärker als die nach Zugabe von Noradrenalin registrierte. Die mittlere VP-Plasmakonzentration im systemischen Blut betrug im Stadium der Flakzidität 5.4 ng/l, fiel während der Tumeszenz auf 3.4 ng/l und erreichte während der Rigidität ein Minimum von 2.9 ng/l. Die VP-Plasmakonzentration im cavernösen Blut blieb über die penilen Stadien konstant. Lag die mittlere systemische VP Konzentration im Stadium der Tumeszenz über dem Wert im cavernösen Kompartiment, waren die während der Rigidität und Detumeszenz registrierten Werte in den beiden Kompartimenten etwa gleich.

Diskussion: Die Ergebnisse der Organbad-Experimente belegen die konstriktorische Wirkung des VP auf das CC. Die Verringerung des zirkulierenden VP ist wahrscheinlich eine Voraussetzung für eine Dilatation der den Penis versorgenden Arterien und der damit verbundenen Steigerung der penilen Hämodynamik.