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Wie häufig bleiben klinisch-signifikante Prostatakarzinome unentdeckt? Vergleich der MR/US Fusionsbiopsie der Prostata mit dem endgültigen Ergebnis anhand der Histologie inkl. Großflächenschnitten nach radikaler Prostatektomie
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Published: | July 30, 2020 |
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Fragestellung: Die MR/US Fusionsbiopsie der Prostata ist spätestens seit den aktuellen Leitlinien ein fester Bestandteil bei der Detektion des Prostatakarzinoms im Rahmen der Primärdiagnostik. Unterschiede zwischen der Lokalisation der PIRADS-Läsion, der Histologie der Biopsie und des tatsächlichen Tumorherdes werden nach der Aufarbeitung des Operationsresektats anhand der Großflächenschnitte beobachtet.
Methodik: In dieser prospektiv geführten single-center Studie wurde von 02/2018 bis 12/2019 bei 109 Patienten eine MR/US Fusionsbiopsie der Prostata durchgeführt, welche im Rahmen der Diagnostik durch ein mpMRT der Prostata nach dem PIRADSv2-Score einen auffälligen Befund (PIRADS ≥3) erhielten. Bei positivem Tumornachweis (74%) durch Biopsie (Gleason Score ≥6), ausreichender ECOG-Status und Operationswunsch wurde bei 52% der Patienten eine radikale Prostatektomie (endoskopisch extraperitioneal oder laparoskopisch, pelvine Lymphadektomie je nach Gleason-Score und PSA) durchgeführt. Postoperativ wurden nach Erhalt der endgültigen Histologie inkl. Großflächenschnitte Unterschiede hinsichtlich der primären Tumorklassifikation nach MR/US Biopsie sowie Lokalisation und Aggressivität der weiteren Tumorherde erfasst. Statistische Methoden umfassten deskriptive Lage- und Streuungsmaßzahlen sowie Häufigkeitsauszählungen.
Ergebnisse: Bei 74% der Patienten (medianes Alter 70 Jahre, medianer PSA 7 ng/ml) wurde durch die MR/US Fusionsbiopsie ein Prostatakarzinom stanzbioptisch verifiziert, die Detektionsrate von klin.-sign. Prostatakarzinomen (Gleason score ≥7) lag bei 68%. Bei Gegenüberstellung des Gleason-Scores der Biopsie und der des Operationspräparates zeigte sich in 61% der Fälle eine Abweichung zum histologischen Endbefund (Upgrade 33% Downgrade 28%). Der Durchmesser der tatsächlichen Tumorausdehnung war in 28% größer als die im mpMRT Prostata ursprünglich beschriebene suspekte PIRADS-Läsion. In 49% der Fälle waren im Vergleich zu den histologischen Großflächenschnitten zusätzliche Tumor-Läsionen im mpMRT nicht sichtbar, wovon 47% mit einem Gleason Score ≥7 klinisch-signifikant waren.
Fazit: In jedem 2. Prostatektomiepräparat findet sich nach der Operation ein zusätzlicher Tumorherd . In 47% der Fälle waren diese Läsionen mit einem Gleason Score ≥7 klinisch-signifikant. Die tatsächliche Tumorausdehnung kann größer sein als im mpMRT Prostata anhand des PIRADS-Scores primär beschrieben und einen höheren Gleason Score als in der primären Histologie der Zielbiopsie aufweisen.