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46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14.05. - 16.05.2020, Nürnberg

Ist die kontinente Harnableitung eine historische OP-Technik? – Erfahrungen eines Grund- und Regelversorgers

Meeting Abstract

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  • H. Kaddouh - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Deutschland
  • X. Krah - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Nürnberg, 14.-16.05.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20urobay026

doi: 10.3205/20urobay026, urn:nbn:de:0183-20urobay0268

Published: July 30, 2020

© 2020 Kaddouh et al.
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Die Zystektomie zählt aufgrund ihrer operativen Komplexität und der hohen Komplikationsrate zu den schwierigsten Eingriffen in der Urologie. Sie stellt damit einen Qualitätsindikator einer urologischen Abteilung dar. Zur Harnableitung werden sowohl inkontinente (z.B. Ileumkonduit/IC oder Ureter-Haut-Fisteln/UZN) als auch kontinente (z.B. Ileumneoblase/INB oder Pouches/MP) Rekonstruktionsverfahren eingesetzt. Bezugnehmend auf die in jüngster Zeit zunehmende Diskussion zu Vor- und Nachteilen der unterschiedlichen Ableitungsformen und dem aktuellen Trend zur inkontinenten Harnableitung (in den USA nur noch 8% INB) und mit einem Revival der UNZ, haben wir uns gefragt, ob eine kontinente Harnableitung heute noch zeitgemäß ist.

Hierfür erhoben wir in einer retrospektiven, monozentrischen Analyse die Daten unserer Zystektomien von 2016 bis einschließlich 2019 und werteten diese statistisch aus. Die Stichprobe umfasste ein Kollektiv von insgesamt 49 Patienten (70% Männer, 30% Frauen). Hiervon erhielten 50% ein IC, 43% eine INB und 7% einen MP. 2 Patienten (4%) verstarben perioperativ. Erwartungsgemäß waren die Patienten mit einem IC älter (Median 75,5 Jahre) im Vergleich zu den kontinenten Ableitungen (INB Median 65,0; MP Median 67,3). Bis auf die INB, die nur dreimal bei Frauen als Harnableitung gewählt wurde, sahen wir keine geschlechtsspezifischen Trends.

Unsere Daten zeigen, dass auch in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts in einem Grund- und Regelversorger kontinente Harnableitungen nach wie vor bei vergleichbarem Outcome operiert werden können. Trotz des möglicherweise erhöhten perioperativen Risikoprofils einer kontinenten Ableitung profitieren die Patienten im Langzeitverlauf von einer im Vergleich höheren Lebensqualität.

Daher sollte auch weiterhin bei Patienten, die die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen, entgegen dem aktuellen Trend, wenn möglich, eine kontinente Harnableitung angestrebt werden.