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44. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14. - 16.06.2018, Rosenheim

Histopathologische und molekularpathologische Untersuchungen ermöglichen die korrekte ätiologische Klassifikation einer penilen Präkanzerose und invasiver Peniskarzinome

Meeting Abstract

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  • Sigrid Regauer - Medizinische Universität Graz
  • Karl Kashofer - Medizinische Universität Graz

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 44. gemeinsamen Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Rosenheim, 14.-16.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18urobay110

doi: 10.3205/18urobay110, urn:nbn:de:0183-18urobay1108

Published: May 17, 2018

© 2018 Regauer et al.
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Fragestellung: Peniskarzinome sind heterogene Tumore mit eher schlechter Prognose. Nur 50% entstehen über transformierende Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) über die langsam fortschreitende Präkanzerose penile intraepitheliale Neoplasie (PeIN) / Karzinoma in-situ. Die HPV-negativen Peniskarzinome sind wiederum heterogen: nur 2/3 zeigen somatische TP53 Genmutationen bzw. sind mit chronisch entzündlichen Dermatosen assoziiert. Die histologisch hoch-differenzierte HPV-negative Präkanzerose / Karzinoma in-situ (in Analogie zur vulvären Karzinogenese "differenzierte PeIN“ (d-PeIN) genannt) zeigt ein schnelles Fortschreiten zu Invasion, oft in weniger als 12 Monaten. Daher sind zeitintensive Behandlungen über Monate (z. B. Aldara) kontraindiziert. Klinisch ist die ätiologische Zuordnung oft schwierig, aber für die Behandlung von Bedeutung, denn schlechteres Ansprechen auf Radiatio und manche Chemotherapeutika wird ursächlich mit TP53 Genmutationen in Verbindung gebracht.

Fragestellung: Kann eine ätiologische Zuordnung durch histologische und molekularpathologische Untersuchungen erfolgen?

Ergebnisse: HPV-induzierte PeIN und invasive Karzinome sind typischerweise undifferenziert und basaloid, zeigen HPV-assoziierte Zellveränderungen und überexprimieren durch die Aktion der Onkogene E6 und E7 das Tumorsuppressorgen p16. Die immunhistochemische p16-Überexpression in der Präkanzerose PeIN ist definiert als Anfärbung aller dysplastischen Zellen inklusive der dysplastischen basalen Zellen und aller invasiven Tumorzellen. Diskontinuierliche fokale Anfärbung innerhalb der dysplastischen Zellen unabhängig vom Prozentsatz der positiven Reaktion ≠ Überexpression. Es liegen keine TP53 Mutationen vor und keine nukleäre p53 Überexpression. HPV-negative d-PeIN ist typischerweise verhornt und histologisch hoch differenziert mit Atypien und Verhornungsstörungen in den basalen Zelllagen ohne p16 Überexpression. Eine immunhistochemische nukleäre p53 Expression in invasiven Tumorzellen und basalen atypischen Keratinozyten einer d-PeIN wird nur bei missense, aber nicht disruptiven TP53 Genmutationen beobachtet.

Schlussfolgerung: Jede karzinomatöse penile Läsion kann und sollte vor Behandlung ätiologisch charakterisiert werden. Meist ist eine Zuordnung mit Histologie und Immunhistochemie möglich, vorausgesetzt einer korrekten Interpretation der p16 Überexpression. Für manche Fälle (p16 und p53 negativ) ist allerdings eine molekulare Analyse der TP53 Genmutation nötig.