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44. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14. - 16.06.2018, Rosenheim

Prädiktion positiver Urinkulturen vor sekundärer Ureterorenoskopie. Eine retrospektive Analyse von 462 Patienten

Meeting Abstract

  • Patrick Betschart - Clinical Trials Unit, Biostatistik, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Valentin Zumstein - Clinical Trials Unit, Biostatistik, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Patrick Betschart - Clinical Trials Unit, Biostatistik, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Daniel Engeler - Clinical Trials Unit, Biostatistik, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Hans-Peter Schmid - Clinical Trials Unit, Biostatistik, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Sabine Güsewell - Clinical Trials Unit, Biostatistik, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Dominik Abt - Klinik für Urologie, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 44. gemeinsamen Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Rosenheim, 14.-16.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18urobay012

doi: 10.3205/18urobay012, urn:nbn:de:0183-18urobay0125

Published: May 17, 2018

© 2018 Betschart et al.
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Fragestellung: Vor einer sekundären Ureterorenoskopie (URS) werden zum Ausschluss von Infekten routinemässig Urinkulturen angelegt, die Resultate stehen jedoch am Tag der Operation oft noch aus. Es stellt sich die Frage, ob positive Urinkulturen mit früher verfügbaren Prädiktoren vorhergesagt werden können.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Analyse von Patienten bei denen zwischen 2014 und 2017 eine sekundäre URS durchgeführt wurde. Analysiert wurden Patientencharakteristika (z.B. Stenteinliegedauer, Alter, Geschlecht, ASA score, Co-Morbiditäten), automatisierte Urinsedimentanalysen (Leucozyten (Lc), pH, Nitrit), Blutanalysen (Lc, CRP) sowie Resultate der Urinkulturen. Die Daten wurden mittels deskriptiver Statistiken, logistischer Regression und ROC-Analysen untersucht, um potentielle Prädiktoren zu identifizieren.

Resultate: Von 462 Patienten fand sich bei 101 (21.9%) eine positive Urinkultur, dies deutlich häufiger bei Frauen (36.6% vs 15.1%). Urin-Lc, Nitrit und pH - Wert, Patientenalter und -geschlecht sowie CRP-Wert waren sowohl in univariablen als auch in multivariaten Analysen mit Harnwegsinfektionen assoziiert. Obwohl Urin-Lc der stärkste Prädiktor zu sein schien, ermöglichte er keine klare Trennung von Patienten mit und ohne Infekt (AUC von 0.688, optimaler Cut-Off-Wert von 262 Lc/μl). Mittles rekursiver Partitionierung konnten drei Risikogruppen für Harnwegsinfektionen ausgearbeitet werden: Niedriges Risiko (8%): Männlich, Urin-Lc <1174/μl, Nitrit negativ, CRP ≤13 mg/dl; Mittleres Risiko (27%): Weiblich oder CRP >13 mg/dl; Hohes Risiko (60%): Nitrit positiv oder Urin-Lc >1174/μl. Ein Modell zur optimierten Prädiktion eines Infektes unter Verwendung von 6 Parameter und 3 Interaktionen wurde entwickelt. Mit dessen Hilfe liess sich bei einem Grossteil der Patienten (71%) ein HWI mit einer Wahrscheinlichkeit (NPV) von 92% ausschliessen.

Schlussfolgerung: Harnwegsinfektionen bei Patienten mit einer einliegenden Harnleiterschiene lassen sich nur schwer mit einem einzelnen Prädiktor vorhersagen. Die Kombination relevanter Prädiktoren ermöglicht jedoch den Ausschluss von Harnwegsinfektionen mit hoher Genauigkeit bei den meisten Patienten und könnte so die klinische Entscheidungsfindung unterstützen.