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42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02. - 04.06.2016, Augsburg

Die Rolle von Glykokonjugaten in der humanen Spermien-Eileiter Interaktion

Meeting Abstract

  • S. Bour - Urologische Klinik und Poliklinik Klinikum der Universität München (LMU), München, Germany
  • M. Trottmann - Urologische Klinik und Poliklinik Klinikum der Universität München (LMU), München, Germany
  • I. Alba-Alejandre - Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • C.G. Stief - Urologische Klinik und Poliklinik Klinikum der Universität München (LMU), München, Germany
  • A.J. Becker - Urologische Klinik und Poliklinik Klinikum der Universität München (LMU), München, Germany
  • S. Kölle - Health Science Centre, University College Dublin, Anatomy and Developmental Biology, Dublin, Ireland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Augsburg, 02.-04.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocKV80

doi: 10.3205/16urobay080, urn:nbn:de:0183-16urobay0803

Published: April 20, 2016

© 2016 Bour et al.
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Fragestellung: Nach WHO Informationen ist jedes 6. Paar in Europa ungewollt kinderlos. Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, müssen sowohl männliche als auch weibliche potenzielle Ursachen näher untersucht werden. Ein Spermien-Reservoir wird in vielen Spezies im Eileiter gebildet, dagegen konnte ein humanes Spermienreservoir bis jetzt nicht beobachtet oder charakterisiert werden. Die Bildung eines Reservoirs wird als unerlässlich angesehen um eine erfolgreiche Befruchtung zu gewährleisten. In dieser Studie wird der Bindungsmechanismus von humanen Spermien an das Eileiterepithel untersucht mit besonderer Beachtung von Glykoproteinen auf der Oberfläche der Spermienplasmamembran und des Eileiterepithels. Erst kürzlich wurde gezeigt, dass verschiedene Teile der Spermien Glykokalyx eine wichtige Rolle bei der Interaktion mit dem Eileiter einnehmen (Tecle und Gagneux; 2015).

Methodik: 15 Eileiter von Frauen, die sich einer Hysterektomie unterzogen und 4 Ejakulate von fertilen Männern wurden untersucht. Die fixierten Eileitergewebe (Ampulla) wurden mit Hoechst3342 und einem FITC-konjugiertem WGA-Lektin (10µg/ml) untersucht, welches u.a. Sialinsäurereste erkennt. Frische Spermaproben wurden gewaschen, fixiert und mit Sialinsäure-FITC Konjugate markiert. Beide Proben wurden konfokal-mikroskopisch analysiert. Für den Nachweis der Interaktion wurden Eileiter mit natürlich auftretenden Spermien und manuell inseminierten Spermien verwendet und diese anschließend mit Scanning Elektronen Mikroskopie (SEM) erfasst.

Ergebnis: Sialinsäurereste sind auf der Oberfläche von sekretorischen Zellen des Eileiterepithels lokalisiert und nicht auf Zilien-tragenden Zellen. Weiterhin wurde gezeigt, dass Moleküle auf der Oberfläche der Spermienplasmamembran Sialinsäure erkennen und binden. Diese können vor allem an der Kopfregion des Spermiums identifiziert werden. Mittels SEM wurde zusätzlich gezeigt, dass sekretorische Zellen und die Kopfregion von Spermien eine wichtige Rolle bei der Interaktion einnehmen.

Schlussfolgerung: Unsere Experimente weisen darauf hin, dass Glykokonjugate auf der Oberfläche des Eileiterepithels und der Spermienplasmamembran eine wichtige Rolle bei der Formierung eines humanen Spermienreservoirs einnehmen. Wie in vielen anderen Spezies gezeigt, könnte eine weitere Untersuchung dieser Zuckerreste dazu beitragen, u.a. neue diagnostische Untersuchungen an Ejakulaten durchzuführen um Ursachen einer erfolglosen Fertilisation abzuklären.