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42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02. - 04.06.2016, Augsburg

Libidostörung bei Mann und Frau – Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Meeting Abstract

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  • B. Schwindl - Klinikum Weiden, Urologie, Andrologie, Weiden, Germany

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Augsburg, 02.-04.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocKV77

doi: 10.3205/16urobay077, urn:nbn:de:0183-16urobay0775

Published: April 20, 2016

© 2016 Schwindl.
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Fragestellung: Die Libido unterliegt bei den Geschlechtern hoher Variabilität begründet in evolutionsbiologisch-genetischer, hormoneller, psycho-deduktiver, intrapersoneller und paardynamischer Entwicklung. Insbesondere Frauen leiden bis zu einem Drittel unter einem Mangel.

Methodik: Es werden Unterschiede in Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie unter den Geschlechtern anhand Literaturrecherche und eigener Erfahrung demonstriert.

Ergebnis: Die Libido der Geschlechter ist hormonell gesteuert, frei verfügbares Testosteron (Mitbestimmung von SHBG, LH, FSH!) ist bei Mann und Frau von zentraler Bedeutung, modulierend auch Östrogene, Progesteron, Dopamin, Serotonin, Oxytocin („Kuschelhormon“), Prolaktin, Schilddrüsenhormon. Bei der Frau ist jedoch der Hormonstatus selten richtungsweisend. Therapeutisch ist die Testosteron-Substitution des Mannes bzw. eine Flibanserin-Einnahme der Frau kritisch zu prüfen. Die Nebenwirkungen des in den USA für die Hypoactive Sexual Desire Disorder ("HSDD") zugelassenen Medikamentes Addyi®, wie Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit (cave Alkohol!) gilt es zu artikulieren. Medikamentöse Behandlung ist mit psychisch stützendem Gespräch, Verhaltenstherapie bzw. Paartherapie zu kombinieren. Beziehungsstörungen sind vorab zu eruieren. Kultureller und religiöser Hintergrund ist zu berücksichtigen.

Schlussfolgerung: Die Libido ist bei beiden Geschlechtern ein komplexes Geschehen. Sie unterliegt bei beiden Geschlechtern zentralnervöser und hormoneller Steuerung. Sie kann beim Mann mit biologisch wirksamem Testosteronspiegel und genereller Gesundheit bis ins hohe Alter persistieren. Die Libido der Frau ist häufig mit ihren reproduktiven Möglichkeiten verknüpft und mit Eintritt in die Menopause modifiziert. Die verminderte Libido ist von Störungen der sexuellen Erregbarkeit zu trennen. Trotz fehlender sexueller Phantasien sind nicht wenige Frauen unter Stimulation erregbar. Bei der jungen Frau gilt es primäre von sekundären Formen, z.B. medikamentös-bedingte(„Pille“) zu unterscheiden. Psychische Einflüsse wie wiederholte sexuelle Frustration, Kommunikationsdefizit etc. führen zu Vermeidungshaltung, Vermittlung sozialer und finanzieller Sicherheit sowie emotionale Nähe dagegen fördern die Intimität. Therapieziel ist die Eutonie (durch Spannungsabbau). Alleiniger Einsatz von Medikamenten ist äußerst kritisch zu werten.