Article
Harnleiterschienung nach unkomplizierter ureteroskopischer Steinextraktion: Eine Kosteneffizienzanalyse
Search Medline for
Authors
Published: | April 20, 2016 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Die Notwendigkeit einer Harnleiterschienung nach unkomplizierter Ureteroskopie (URS) zur Steinsanierung wird kontrovers gesehen. Trotz gegenteiliger Literaturempfehlung wird sie oft routinemäßig durchgeführt. Der ökonomische Aspekt der Harnleiterschienung nach URS wurde bisher nicht ausreichend untersucht.
Methodik: Ein komplexes Kosteneffizienz-Analysemodell wurde mittels TreeAge (Pro Healthcare version 2015, Software, Inc., Massachusetts) erstellt. Komplikationsraten bei URS mit sowie ohne Schiene wurden in einer systematischen Literaturrecherche aus 17 randomisierten kontrollierten Studien extrahiert. Direkte und indirekte Kosten wurden ermittelt. Erste umfassen Kosten für die URS, Materialkosten und cystoskopische Schienenentfernung. Letztere umfassen Kosten für Komplikationsmanagement (konservativ und operativ) sowie Arbeitszeitverlust.
Ergebnis: Patienten mit Schiene weisen mehr Harnwegsinfektionen (9,6% vs. 7,5%), Schmerzen (28,7% vs. 19,8%) und Miktionsbeschwerden (59% vs. 32%) auf. OP-Zeit sowie Arbeitszeitverlust sind mit Schiene gering länger. Patienten ohne Schiene hingegen haben mehr Ambulanzkontakte (9,3% vs. 4,7%) und stationäre Wiederaufnahmen (4,9% vs. 2,4%). Es besteht eine 1.9%ige Notwendigkeit der sekundären Schienensetzung aufgrund von Komplikationen. Das postoperative Ureterstrikturrisiko ist bei beiden vergleichbar (1,2% vs. 1,5%).
Basierend auf unserem Analysemodell ist ein Schienensetzen nach unkomplizierter URS nicht kosteneffizient. Insgesamt betragen die Mehrkosten 260,01€ pro Eingriff (gesamt: 2660,61€ vs. 2400,6€).
Nicht nur die direkten Kosten (1719,65€ vs. 1475,25€), auch die indirekten Kosten (940,96€ vs. 925,35€) sind bei geschienten Patienten größer.
Multiple Sensitivitätsanalysen mit Variierung mehrerer Modellparameter wurden durchgeführt. Es bestünde eine Kosteneffizienz für die Harnleiterschienung, wenn bei Nichtschienung das Ureterstrikturrisiko 5,5%, oder die Notwendigkeit einer sekundären Schienung in Folge von postoperativen Komplikationen 16,4% wäre. Würden Patienten mit Schiene zwei Tage früher ins Arbeitsleben zurückkehren als jene ohne Schiene, dann bestünde ebenfalls eine Kosteneffizienz für das Schienensetzen.
Schlussfolgerung: Das Setzen einer Harnleiterschiene nach unkomplizierter ureteroskopischer Steinextraktion ist nicht kosteneffizient. Sowohl deren direkte als auch deren indirekte Kosten sind höher als bei Verzicht auf eine Schiene.