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65. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

25. - 28.06.2025, Ludwigshafen

Eine randomisierte kontrollierte Studie zur Bewertung der mobilen App Kranus Mictera zur Behandlung von weiblicher Drang- und Belastungsinkontinenz

Meeting Abstract

  • Lisa Frey - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsmedizin Mainz
  • B. Hendrik - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsmedizin Mainz
  • G. Duwe - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsmedizin Mainz
  • C. Hunfeld - Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • K. Brocker - Frauenarztpraxis am ZKM
  • S. Troilo - Praxis für Frauenheilkunde
  • P. Papp - Kranus Health GmbH
  • L. Wiemer - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Charité, Universitätsmedizin Berlin; Kranus Health GmbH
  • K. Miller - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Charité, Universitätsmedizin Berlin; Kranus Health GmbH
  • A. Haferkamp - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsmedizin Mainz

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 65. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Ludwigshafen, 25.-28.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. DocV10.3

doi: 10.3205/25swdgu80, urn:nbn:de:0183-25swdgu802

Published: June 11, 2025

© 2025 Frey et al.
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Text

Einleitung: Harninkontinenz ist eine weit verbreitete Erkrankung bei Frauen verschiedener Altersgruppen, welche die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt und oft mit Stigmatisierung verbunden ist. Die Behandlungsstrategien reichen von konservativen Maßnahmen bis hin zu pharmakologischen Therapien und chirurgischen Eingriffen. App-basierte Programme stellen einen neuen Ansatz mit potenziellem klinischem Nutzen für die Behandlung von Harninkontinenz und die Verbesserung der Lebensqualität dar. Hier sollen erste Daten der randomisiert kontrollierten Studie “DINKS” zu einer App-basierten Therapie (Kranus Mictera) der Harninkontinenz vorgestellt werden.

Methode: Es handelt sich um eine prospektive, einfach verblindete, randomisierte, kontrollierte Studie. Teilnehmerinnen waren Frauen mit Harninkontinenz, die im Verhältnis 1:1 entweder der Interventionsgruppe, die zusätzlich zur medizinischen Standardversorgung 12 Wochen lang eine App-basierte therapeutische Unterstützung (Kranus Mictera) erhielt, oder der Kontrollgruppe, zugeteilt. Primärer Endpunkt ist die Häufigkeit von Inkontinenzepisoden, die anhand eines 24-Stunden-Inkontinenztagebuchs (über jeweils 3 Tage) ermittelt wurden. Die sekundären Endpunkten (u.a. Schwere der Symptome, gesundheitsbezogene Lebensqualität) wurden anhand validierter Fragebögen bewertet. Die Intervention umfasste u.a. ein Miktionstagebuch, Beckenbodentraining, Verhaltenstechniken zur Kontrolle des Harndrangs und Entspannungsübungen, eine Wissens- und Ernährungssektion sowie Analysefunktionen.

Die Studie wurde im Deutschen Register Klinischer Studien unter DRKS00033704 registriert.

Ergebnisse: Die Intervention führte zu einer signifikanten Reduktion der mittleren Anzahl an Inkontinenzepisoden (absolute Reduktion: 2,25 Episoden; relative Reduktion: 60,95%), während in der Kontrollgruppe eine marginale Reduktion von 0,14 Episoden (1,69%) beobachtet wurde. Der Behandlungseffekt (LSMeans: -59,2%, 95-%-KI: -71,7% bis -46,7%) war statistisch und klinisch signifikant (p<0,001). Auch die Sensitivitätsanalysen bestätigte diese Ergebnisse (p<0,001).

Die Schwere der Inkontinenz (ICIQ-SF) sank in der Interventionsgruppe signifikant um 3,94 Punkte (35,31%), im Vergleich zu 0,27 Punkten (1,12%) in der Kontrollgruppe. Der Behandlungseffekt betrug 3,7 Punkte (95-%-KI: -4,5 bis -3,0; p<0,001) und lag deutlich über der klinisch relevanten Schwelle.

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (I-QOL) verbesserte sich in der Interventionsgruppe signifikant um 17,9 Punkte (42,89%), verglichen mit 1,16 Punkten (3,10%) in der Kontrollgruppe. Der Behandlungseffekt von 17,3 Punkten (95-%-KI: 13,4 bis 21,2; p<0,001) lag über der Schwelle klinischer Relevanz (MID: 6,3 Punkte).

Weitere Subskalen (psychosoziale Auswirkungen, soziales Unbehagen, Vermeidung und Einschränkung) bestätigten die signifikanten Effekte der Intervention (p<0,001).

Auch das Aktivierungsniveau (PAM-13) zeigte einen signifikanten Behandlungseffekt von 5,1 Punkten (KI +2,1; +8,0; p<0,001).

Schlussfolgerung: Diese RCT untersucht das Potenzial einer App-basierten Therapie zur Unterstützung von Frauen mit Belastungs-, Drang- oder Mischinkontinenz. Die Intervention führte zu signifikanten Verbesserungen der Inkontinenzhäufigkeit, der Symptomschwere und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial von Selbstmanagement-Apps als alleinstehende oder ergänzende Behandlungsoption bei Harninkontinenz und eröffnen neue Perspektiven für die klinische Praxis.