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Neurologisch-urologische Dysfunktionen bei Multipler Sklerose: Eine retrospektive Analyse von LUTS, Detrusorüberaktivität und Harnwegsinfektionen
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Published: | June 11, 2025 |
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Einleitung: Multiple Sklerose (MS) ist eine schubförmig verlaufende Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die zu behindernden neurologischen Defiziten führt. Der klinische Verlauf kann sehr unterschiedlich sein; bei den meisten kommt es zu Miktionsstörungen. Diese stellen nicht nur eine erhebliche psychosoziale Belastung für die Betroffenen dar, sie stellen auch die behandelnden Ärzte vor große Herausforderungen. Diese Analyse zielt darauf ab, neurologische Kategorien und LUTS-Symptome zu korrelieren und Zusammenhänge mit Harnwegsinfektionen (HWI) und Restharn zu identifizieren. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zum Verständnis der urologischen Manifestationen bei Patienten mit MS leisten.
Methoden: Retrospektive Analyse von 21 MS-Patienten mit neurologischer Harntraktfunktionsstörung. LUTS-Verteilung und Korrelationen zwischen Detrusorüberaktivität, HWI und Restharn wurden berechnet. Basierend auf den Blasenfunktionsergebnisse der Videourodynamik und neurologischen Diagnosen wurden folgende Subgruppen gebildet: Sakrale Komponente (Blasenatonie): 6 Patienten (27,3%), Suprasakrale Komponente (Detrusorüberaktivität + DSD): 6 Patienten (27,3%), Intrakranielle Komponente (Detrusorüberaktivität ohne DSD): 5 Patienten (22,7%) und Normal: 3 Patienten (13,6%).
Ergebnisse: Das Verhältnis der Frauen zu Männern beträgt 4:1 (16 Frauen, 4 Männer). Dies weicht von der erwarteten Prävalenz (2:1) ab. Die Verteilung der Subgruppen zeigt eine gleichmäßige Prävalenz von sakralen und suprasakralen Störungen, was auf eine hohe Variabilität der zugrunde liegenden Herd-Verteilung im ZNS hinweist. Prävalenz von LUTS-Symptomen: Irritative 10 Patienten (45,5%), Obstruktive 9 Patienten (40,9%). Bei Patienten mit irritativen LUTS lag die Wahrscheinlichkeit für eine Detrusorüberaktivität bei 37%. Bei Patienten mit obstruktiven LUTS lag diese bei 62%. Die Korrelation zwischen obstruktiven LUTS und Detrusorüberaktivität war statistisch nicht signifikant (p = 0.62). Bezüglich Restharns und HWI deutet ein schwacher positiver Zusammenhang (r = 0.23), dass Restharn allein kein signifikanter Faktor für rezidivierende HWIs ist.
Schlussfolgerung: An Funktionsstörungen der Harnwege leidet die Mehrheit der MS-Patienten im Krankheitsverlauf. Aufgrund der schlechten Korrelation zwischen subjektiven Symptomen und objektiven Parametern ist eine gründliche Untersuchung der Harnwege obligatorisch.
Obwohl Restharn als Risikofaktor für HWI bekannt ist, zeigen unsere Ergebnisse keine starke Korrelation, was auf die Rolle weiterer Faktoren wie Hygiene und Immunsystem hinweisen könnte. Während obstruktive Symptome häufiger mit Detrusorüberaktivität assoziiert sind, war die Korrelation nicht signifikant, was auf multifaktorielle Ursachen hindeutet.
Weitere Studien mit einer größeren Stichprobe und differenzierter Diagnostik sind notwendig, um die neurologischen Pathomechanismen besser zu verstehen.