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Welchen Einfluss hat das OP-Verfahren auf die Lebensqualität? Ein Vergleich der laparoskopischen und robotisch-assistierten Adrenalektomie
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Published: | June 11, 2025 |
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Nebennierentumore können erfolgreich minimalinvasiv entfernt werden, wobei die laparoskopische Adrenalektomie das offene Verfahren nahezu komplett verdrängt hat. Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel werden seit 2008 minimalinvasive Adrenalektomien durchgeführt, seit 2014 hauptsächlich robotisch-assistiert. Dieses Patientenkollektiv wurde in Hinblick auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität mittels des international anerkannten Assessment-Tools EORTC QLQ-C30 befragt.
Die ausgewählten Patient*innen waren mindestens 18 Jahre alt und wurden am UKSH Campus Kiel im Zeitraum von 2008 bis 2019 laparoskopisch oder robotisch-assistiert adrenalektomiert. Nach vorheriger telefonischer Kontaktaufnahme und mündlicher Einverständniserklärung konnten 102 Patient*innen identifiziert werden, die den EORTC QLQ-C30 zugesendet bekamen. Nach Rücksendung des Fragebogens konnten noch 39 Patienten anhand der Einschlusskriterien berücksichtigt werden. Neben den Angaben zur Lebensqualitität die nach dem EORTC-Bewertungshandbuch ausgewertet wurden, werteten wir die peri-und postoperativen Daten aus.
Der Vergleich erfolgt mit den Durchschnittswerten der Europäischen Normalbevölkerung, erhoben von Nolte et.al. 2022. Die Gesamtkohorte zeigt hier geringe Einschränkungen in Bereichen der funktionalen Scores (Role functioning 73,3 vs. 84,3, Social functioning 73,3 vs. 86,2).
Die globale Gesundheit wurde jedoch als besser bewertet (Global Health Status 72,2 vs. 66,1). Im Vergleich der beiden OP-Verfahren laparoskopisch (LA) und robotisch-assistiert (RA) zeigten sich die funktionalen Scores nicht signifikant unterschiedlich, jedoch berichteten die Patient*innen, welche roboter-assistiert operiert wurden, von signifikant stärkerer Übelkeit (p=0,025), Müdigkeit (p=0,013), Dyspnoe (p=0,012), Schlaflosigkeit (p=0,002), Appetitlosigkeit (p=0,022) sowie finanziellen Schwierigkeiten (p=0,026). Neben OP-Verfahren wurden auch die Seitenlokalisation und die Zugangswege betrachtet. Es stellte sich heraus, dass die linksseitige Adrenalektomie mit einer geringeren Sozialen Funktion einherging (p=0,039). Die Patient*innen, welche retroperitoneal adrenalektomiert wurden, gaben signifikant weniger Übelkeit (p=0,011), Schlaflosigkeit (p=0,016), Appetitlosigkeit (p=0,001), Obstipation (p=0,001) sowie finanzielle Schwierigkeiten (p=0,007) an. Die Scores für Schmerz, Dyspnoe, Müdigkeit und Diarrhoen waren in der retroperitonealen Gruppe auch niedriger, jedoch ohne statistische Signifikanz.
Es stellte sich heraus, dass adrenalektomierte Patienten im Vergleich zum Normativ im Bereich der Alltagsfunktion und im sozialen Bereich Einbuße aufweisen. In den Symptom-Items des EORTC QLQ-30 stehen die operierten Patienten der Normalbevölkerung in nichts nach. Bei Betrachtung der postoperativen Lebensqualität konnte bis auf den sozialen Bereich kein Unterschied bei der OP-Seite herausgestellt werden. Insgesamt zeigt sich in den untersuchten Daten, dass sich der transperitoneale Zugang etabliert hat. Bei insgesamt nur geringer Komplikationsrate und geringer Einschränkung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bleibt der retroperitoneale Weg jedoch ebenfalls in einigen Fällen eine medizinisch vertretbare Alternative. Eine massive Einschränkung der Lebensqualität scheint durch die Adrenalektomie nicht zu befürchten. Auch im Vergleich der OP-Verfahren kann trotz etwas erhöhter Werte bei den Symptom-Items die roboter-assistierte Adrenalektomie als sicheres Verfahren angesehen werden.