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Nierenzellkarzinom: Ist die Operation durch einen Assistenzarzt im Rahmen der Ausbildung sicher?
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Published: | June 11, 2025 |
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Einleitung: In Deutschland erfolgt die chirurgische Ausbildung von Assistenzärzten in der Urologie unter der Aufsicht eines Facharztes für Urologie. Bisher gibt es keine systematischen Untersuchungen, ob Nierenoperationen bei Nierenzellkarzinomen (RCC), die von Assistenzärzten unter Anleitung durchgeführt werden, ein erhöhtes perioperatives Risiko im Vergleich zu Operationen durch Fachärzte oder Experten mit mindestens 5 Jahren Erfahrung als Facharzt haben.
Methode: In dieser retrospektiven Analyse wurden klinische Daten von 961 konsekutiven Patienten gesammelt, die sich zwischen 2009 und 2017 einer offenen, laparoskopischen oder roboterassistierten Nierenoperation bei Nierenzellkarzinom an der Universitätsmedizin Mainz unterzogen haben. Vergleichende Bewertungen der Kohorten wurden auf der Grundlage von Ausgangscharakteristika und perioperativen Ergebnissen durchgeführt. Unterschiede in kategorischen Variablen wurden mit dem Chi-Quadrat-Test analysiert, während der Mann-Whitney-U-Test für kontinuierliche Variablen verwendet wurde. Paarweise Vergleiche zwischen den Kohorten der Assistenzärzte, der Fachärzte und der Experten wurden mit dem Kruskal-Wallis-Test durchgeführt.
Ergebnisse: In der Untergruppenanalyse, in der die Stufen der chirurgischen Erfahrung (Assistenzarzt, Facharzt und Experte) ausgewertet wurden, waren die Kohorten in Bezug auf Alter, ASA-Score, Charlson Comorbidity Index (CCI), Vorerkrankungen, Tumorgröße und -histologie, postoperative Komplikationen, kategorisiert nach Clavien-Dindo-Scores, und Raten der chirurgischen Revision vergleichbar. Signifikante Unterschiede wurden jedoch beim Body-Mass-Index (BMI, p = 0,04) und beim chirurgischen Ansatz (p < 0,05) festgestellt, wobei die Expertengruppe einen niedrigeren BMI und eine höhere Häufigkeit roboterassistierter Operationen bei den behandelten Patienten aufwies.
Eine paarweise Analyse ergab signifikante Unterschiede zwischen Assistenzärzten und Experten bei der Rate der intraoperativen Bluttransfusionen (Assistenzarzt: 0,27 vs. Experte: 0,75, p = 0,045) und der medianen Operationszeit (Assistenzarzt: 183 Minuten vs. Experte: 172,6 Minuten, p = 0,049). Ein signifikanter Unterschied in der medianen Ischämiezeit wurde zwischen Assistenzärzten und Fachärzten festgestellt (Assistenzarzt: 10 Minuten vs. Facharzt: 17,5 Minuten, p = 0,002). Beim Vergleich zwischen Fachärzten und Experten wurden signifikante Unterschiede bei der medianen Operationszeit (Facharzt: 182,8 Minuten vs. Experte: 172,6 Minuten, p = 0,046) und der medianen Ischämiezeit (Facharzt: 17,5 Minuten vs. Experte: 15 Minuten, p = 0,031) festgestellt.
Schlussfolgerung: Die operative Therapie des Nierenzellkarzinoms, die von Assistenzärzten im Rahmen ihrer chirurgischen Ausbildung unter Aufsicht durchgeführt wurde, zeigte keine signifikanten Nachteile bei den postoperativen Ergebnissen. Prospektive Studien sind notwendig, um die Auswirkungen der Lernkurve bei Assistenzärzten, Fachärzten und Experten genauer zu untersuchen.