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65. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

25. - 28.06.2025, Ludwigshafen

Makrohämaturie mit intravesikaler Raumforderung bei einem jungen Mann – ein außergewöhnlicher Fall

Meeting Abstract

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  • Franziska Roth - Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum des Saarlandes
  • E. Ohliger - Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum des Saarlandes
  • S. Becker - Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum des Saarlandes

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 65. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Ludwigshafen, 25.-28.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. DocV5.7

doi: 10.3205/25swdgu43, urn:nbn:de:0183-25swdgu431

Published: June 11, 2025

© 2025 Roth et al.
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Einleitung: Ein 26-jähriger junger Mann, der gebürtig aus dem Sudan stammte, stellte sich mit zwei Episoden einer schmerzlosen Makrohämaturie beim niedergelassenen Urologen vor. Neben einem Z.n. Nikotinabusus und Z.n. Steißbeinfistel bestanden keine Vorerkrankungen.

Methode: In einer sonographischen Untersuchung durch den Urologen zeigte sich eine großflächige intravesikale Raumforderung, weshalb eine diagnostische Urethrozystoskopie durchgeführt wurde. Bei hochgradigem Verdacht auf eine maligne Neoplasie wurde eine transurethrale Resektion der Harnblase (TUR-Blase) terminiert.

Ergebnisse: Endoskopisch imponierte eine großflächige Raumforderung am Blasenboden, der rechten Seitenwand und am Blasendach, eine histologische Untersuchung ergab eine eosinophilenreiche entzündliche Veränderung mit hochgradigem Verdacht auf das Vorliegen einer Schistosomiasis (Bilharziose). Mikroskopisch konnten Eier von Schistosoma haematobium im Urin nachgewiesen werden, eine Serologie auf Schistosoma spp. (Pärchenegel) zeigte sich positiv. Laborchemisch bestand eine ausgeprägte Eosinophilie von 32,1%. Nebenbefundlich konnte in der Stuhldiagnostik sowohl mikroskopisch als auch molekularbiologisch Giardia lamblia nachgewiesen werden. Aufgrund der deutlichen Eosinophilie wurde ergänzend eine Serologie auf Strongyloides spp. (Zwergfadenwurm) durchgeführt, welche sich ebenfalls positiv zeigte. In der Stuhlmikroskopie konnten keine Larven von Strongyloides spp. nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Die Schistosomiasis gehört zu den häufigsten Wurminfektionen weltweit und betrifft schätzungsweise 230 Millionen Menschen. Der Zwischenwirt stellt eine Wasserschnecke dar, die im Süßwasser in vielen (sub-)tropischen Gebieten vorkommt. Eine Ansteckung erfolgt durch Wasserkontakt mit der Haut, bei dem Gabelschwanzlarven (Zerkarien) durch die Haut eindringen. Eine chronische urogenitale Schistosomiasis stellt einen wichtigen Risikofaktor für die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms der Harnblase dar. Die Erkrankung kann mittels medikamentöser Therapie effektiv und kostengünstig therapiert werden. Schistosoma spp. gehören wie Strongyloides spp. zu den gewebsinvasiven Parasiten, die oft mit einer Eosinophilie und einer Erhöhung des Gesamt-IgEs einhergehen. In der serologischen Diagnostik sind Kreuzreaktionen unter den Helminthen (Würmern) häufig, weshalb bei fehlendem Nachweis der Larven im Stuhl unklar bleibt, ob auch eine zurückliegende Infektion mit Strongyloides spp. besteht. Aufgrund der gesicherten Schistosomiasis wurde eine Therapie mit Praziquantel durchgeführt. Da eine Strongyloidiasis jahrelang latent verlaufen und beispielsweise unter Immunsuppression zu einer fulminanten symptomatischen Erkrankung führen kann, wurde im Verlauf auch eine Therapie mit Ivermectin durchgeführt. Die Giardiasis wurde mit Metronidazol behandelt. Da bei dem Patienten ein ausgeprägter und fortgeschrittener Befall der Harnblase bestand, ist eine fachurologische Anbindung mit regelmäßiger Sonographie bzw. diagnostischer Urethrozystoskopie besonders wichtig. Aus infektiologischer Sicht sind regelmäßige Kontrollen der Serologie, der Eosinophilen sowie der Urinmikroskopie von Bedeutung. 6 Monate nach der Therapie konnte ein Abfall der Eosinophilen von initial 32,1% auf 14,1% dokumentiert werden.