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64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

19.-22.06.2024, Freiburg

Der paratesikuläre fibröse Pseudotumor – eine seltene gutartige Tumorentität

Meeting Abstract

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  • Ralph Burger - Klinik für Kinder- und rekonstruktive Urologie
  • R. Stein - Klinik für Kinder- und rekonstruktive Urologie
  • G. Krauch - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
  • N. Younsi - Klinik für Kinder- und rekonstruktive Urologie

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Freiburg, 19.-22.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV10.6

doi: 10.3205/24swdgu95, urn:nbn:de:0183-24swdgu957

Published: May 13, 2024

© 2024 Burger et al.
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Einleitung: Der paratestikuläre Pseudotumor (PFP) – auch proliferative Periorchitis und reaktive Periorchitis - ist eine sehr seltene, gutartige Tumorentität mit aktuell nur knapp 200 publizierten Fällen. Die endgültige Diagnose wird anhand der Histologie des entfernten paratestikulären Tumors gestellt.

Fallbericht: Bei einem 16-järigen Patienten zeigte sich im Rahmen einer endokrinologischen Abklärung eine paratestikuläre indolente Verhärtungen im linken Hemiskrotum. Anamnestisch waren weder Infektionen, noch Traumata erinnerlich. Schmerzen im Genitale bestanden zu keiner Zeit. Die sonstige Anamnese war nebst einer Adipositas per magna blande. In der körperlichen Untersuchung zeigten sich bei regelhaft deszendierten Hoden multiple paratestikuläre perlartige und nicht mit der Umgebung adhärente Raumforderungen. Sonographisch zeigten sich benannte Raumforderungen gewebedicht und ohne eindeutigen Verkalkungen.

Bei V.a. skrotale Atherome, mit jedoch insgesamt unklarer Raumforderung des linken Skrotums, erfolgte die Exzision mit Schnellschnittuntersuchung. In der histopathologischen Untersuchung zeigte sich ein paratesikulärer fibröser Pseudotumor (inflammatorischer Subtyp). Zur sicheren Abgrenzung gegenüber einem Liposarkom erfolgte noch eine weitere molekularpathologische Untersuchung ohne Anhalt für Malignität.

Ergebnisse/Diskussion: PFP sind gutartige, seltene Läsionen paratestikulärer Strukturen, die 6% aller paratestikulären Läsionen ausmachen. Die häufigsten PFP entstehen in der Tunica vaginalis, weniger als 10% entstammen dem Nebenhoden oder dem Samenstrang. Sie können durch eine Infektion, ein Trauma oder eine Entzündung ausgelöst werden.

PFP treten in der Regel mit einer einseitigen schmerzlosen Tumorformation auf. Der Erkrankungsgipfel liegt im 3.Lebensjahrzehnt, wobei sie in jedem Alter auftreten können. In der Hälfte der Fälle findet sich eine Hydrozele und in 30% eine Epididymorchitis/Trauma in der Vorgeschichte. Keines dieser Merkmale lag in unserem Fall vor.

Die Sonographie zeigt typischerweise gut definierte, homogen hypoechogene Läsionen in paratestikulärer Lage. Es können kleine Kalzifizierungsherde vorhanden sein. Das MRT zeigt ein schwaches T1-Signal und kann hilfreich sein um andere paratestikuläre Läsionen wie z.B. Sarkome auszuschließen.

Die Behandlung von PFP ist eine Herausforderung, da sie in Bezug auf Lage und Konsistenz einer bösartigen Erkrankung ähneln. Daher unterziehen sich viele Patienten unnötigerweise einer radikalen Orchiektomie, wobei die Diagnose einer PFP erst durch die histologische Untersuchung gestellt wird. In unserem Fall bestand klinisch der V.a. Atherome, da die multiplen Massen nicht mit dem Hoden und Nebenhoden in Verbindung standen. Ultraschall- und MRT-Untersuchungen können hilfreich sein, um die Gutartigkeit der paratestikulären Tumore zu bestätigen. Die endgültige Diagnose einer PFP wird jedoch erst durch die Histologie gestellt.

In der Literatur gibt es keinen Konsens bezüglich der Nachsorge. In unserem Fall zeigte eine erneute Ultraschalluntersuchung 3 und 6 Monaten postoperativ kein Wiederauftreten der paratestikulären Läsionen.