gms | German Medical Science

64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

19.-22.06.2024, Freiburg

Lebensbedrohliche Arrosionsblutung aus der Arteria iliaca externa als Komplikation einer Transplantatnephrektomie

Meeting Abstract

  • Lena Haag - UKS Homburg – Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • S. Siemer - UKS Homburg – Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • M. Stöckle - UKS Homburg – Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • D. Fliser - UKS Homburg – Innere Medizin IV – Nieren- und Hochdruckkrankheiten
  • D. Schmit - UKS Homburg – Innere Medizin IV – Nieren- und Hochdruckkrankheiten
  • C. Schlüter - UKS Homburg – Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie
  • M. Glanemann - UKS Homburg – Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie
  • P. Zeuschner - UKS Homburg – Klinik für Urologie und Kinderurologie

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Freiburg, 19.-22.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV4.9

doi: 10.3205/24swdgu39, urn:nbn:de:0183-24swdgu396

Published: May 13, 2024

© 2024 Haag et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Transplantatnephrektomien können bei akutem oder chronischem Transplantatversagen mit erneuter Dialysepflichtigkeit und rezidivierenden Pyelonephritiden oder sonstigen Transplantatkomplikationen nötig sein, häufig zur Vorbereitung auf eine erneute Nierentransplantation. Dieser Eingriff kann sehr komplikativ verlaufen, da Verwachsungen die Freipräparation der Gefäße stark erschweren können, insbesondere bei abdominell stark voroperierten Patienten mit Zustand nach Peritoneum-Eröffnung und Peritonealdialyse.

Methode: Wir berichten über einen 47-jährigen terminal niereninsuffizienten, dialysepflichtigen Patienten ohne Restausscheidung. Bei dem Patienten bestand ein Zustand nach 20 Monaten Peritonealdialyse (1994–1995), schwerer septischer Peritonitis mit Laparotomie, zweimaliger Nierentransplantation (1996 in die rechte Fossa und 2004 in die linke) sowie einmaliger Transplantatnephrektomie (rechts, 2002). Nach Transplantatversagen bestand seit 2017 erneut Hämodialysepflicht. Ein Organangebot über Eurotransplant war bei unklarer Bizytopenie, Hypervolämie, sowie unklarer verkalkter Struktur in der ehemaligen Transplantathöhle der rechten Fossa iliaca abgelehnt worden. Zur erneuten Listung erfolgte die Vorstellung in der interdisziplinären Gefäßkonferenz, wobei eine Empfehlung entweder zur Entfernung der a.e. verkalkten Lymphozele rechts oder einer Transplantatnephrektomie links empfohlen wurde. In der Transplantationskonferenz wurde die Indikation zur Transplantatnephrektomie gestellt, welche 11/2023 durchgeführt wurde. Intraoperativ bestanden massive Verwachsungen des Organs bis hin zur entzündlichen Verwachsung einer Darmschlinge mit dem Nierenhilus. Die Iliakalgefäße mussten bei steinharter Plaquebildung scharf abpräpariert werden. Im weiteren Verlauf musste am 5. postoperativen Tag ein superinfiziertes Hämatom an den Iliakalgefäßen CT-graphisch drainiert werden. Am 14. postoperativen Tag kam es zu einer Sigmaperforation, die notfallmäßig mittels Sigmaresektion mit Anlage einer Hartmann-Situation versorgt wurde. Intraoperativ stellte sich die iliakale Strombahn suffizient dar. Der Patient wurde nach regelrechter Wundheilung und in gutem Allgemeinzustand am 23. postoperativen Tag entlassen.

Ergebnisse: Am 30. Tag nach Transplantatnephrektomie wurde der Patient notfallmäßig bei fraglichen rektalen und penilen Blutabgängen, sowie abdomineller Schmerzexazerbation mit AZ-Reduktion vorstellig. Eine notfallmäßig durchgeführte CT bestätigte eine aktive Blutung aus der linken A. iliaca externa, a.e. infolge einer entzündlich bedingten Gefäßarrosion. Nach Massentransfusion mit 18 EKs und mehr als 45-minütiger Reanimation stellte sich intraoperativ eine abgerissene A. iliaca externa dar, deren Enden vernäht werden konnten. Es wurde ein femorofemoraler Crossoverbypass angelegt und das Abdomen gepacked.

Während des insgesamt 55 Tage umfassenden, weiteren Verlaufes waren erneute intermittierende Transfusionen und operative Hämatomausräumungen nach venösen Blutungen notwendig ohne Nachweise von aktiven arteriellen Blutungen. Nach VAC-Anlage erfolgte der kontinuierliche sekundäre Wundverschluss. Kumulativ wurden bis dato 44 EKs, 9 TKs, sowie 17 FFPs transfundiert.

Schlussfolgerung: Die Indikationsstellung zur Transplantatnephrektomie sollte v.a. bei multipel voroperierten Patienten mit deutlich erhöhtem Risiko für intra- und postoperative Komplikationen sehr kritisch erfolgen.