gms | German Medical Science

64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

19.-22.06.2024, Freiburg

Nekrotisierende Weichteilinfektion vom Typ II im Genitalbereich eines jungen Mannes

Meeting Abstract

  • Nathalie Ries - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • R. Hild - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • D. Herrera - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • J. Börner - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • A. Thomas - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • R. Dotzauer - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • M. Brandt - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • L. Schierjott - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • H. Schepler - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Dermatologie und Venerologie
  • A. Haferkamp - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • R. Mager - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Freiburg, 19.-22.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV4.1

doi: 10.3205/24swdgu31, urn:nbn:de:0183-24swdgu314

Published: May 13, 2024

© 2024 Ries et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Nekrotisierende Weichteilinfektionen vom Typ I sind polymikrobielle Infektionen, die von einer Mischung aus Gruppe A Streptokokken sowie aeroben und anaeroben Bakterien verursacht werden und dem Urologen in Gestalt des Fournier-Gangrän geläufig ist. Wir berichten von einem seltenen Fall einer vom Penis ausgehenden nekrotisierenden Weichteilinfektion vom Typ II, die monobakteriell durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A ausgelöst wird und eine Mortalität von bis zu 60% aufweist.

Methodik: Es erfolgte die Fallaufarbeitung eines 30-jährigen Patienten, der sich im Januar 2024 in unserer Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie zur Abklärung einer schmerzhaften Schwellung am Penis sowie Fieber vorstellte. Aufgearbeitet werden hierbei die klinischen, apparativen und mikrobiologischen Befunde. Zudem wurde eine Literaturrecherche auf der Metadatenbank „Pubmed“ zu nekrotisierenden Weichteilinfektionen unternommen.

Ergebnisse: Ein 30-jähriger Patient stellte sich notfallmäßig mit einer schmerzhaften Schwellung am Penis sowie Fieber bis 39,9°C vor. Im Aufnahmelabor zeigten sich mit CRP von 25 mg/l und Leukozyten von 20,0/nl unspezifisch erhöhte Infektparameter. Am selben Tag erfolgte ein CT-Becken ohne Nachweis von Lufteinschlüssen. Bei rascher Zunahme der penilen Schmerzen, Schwellung, Rötung und Anstieg der Infektparameter (CRP 261 mg/l) erfolgte am Folgetag erneut ein CT-Becken, nun mit Nachweis subkutanen Weichteilveränderungen. Nachdem sich zudem beginnend nekrotische Areale demarkierten erfolgte die Einleitung einer antibiotischen Triple-Therapie sowie das chirurgische Débridement der Nekrosen bei Verdacht auf Fournier-Gangrän. Vier Tage nach Aufnahme kam es im Vorfeld der 3rd-look-Operation zur erneuten Schmerzexazerbation entlang der linken Flanke mit Rötung und Schwellung. Parallel traf das Ergebnis der mikrobiologischen Austestung mit Nachweis einer monobakteriellen Infektion mit Streptococcus pyogenes ein. Daraufhin erfolgte interdisziplinär eine ausgedehnte Nachresektion der infizierten Areale, das Involvieren der plastischen Chirurgie sowie eine psychologische Anbindung. Nach definitiver Eindämmung der Infektion erfolgte die Konditionierung der Wunde mit Vakuumversiegelungstherapie sowie Ultraschall-assistierter Wundbehandlung und die zweizeitige Deckung mit Spalthaut. Der Patient konnte nach mehreren Wochen in die ambulante Wundkontrolle entlassen werden.

Schlussfolgerung: Ohne prädisponierende Komorbiditäten erkrankte ein 30-jähriger Mann an einer lebensbedrohlichen in der Urologie seltenen monobakteriellen nektrotisierenden Weichteilinfektion vom Typ II. Der Typ II ist mit 20–30% eine seltene Form der nekrotisierenden Weichteilinfektionen, welcher als solche in der Regel erst nach der ersten operativen Nekrosektomie mit Probeentnahme für die mikrobiologische Austestung diagnostiziert wird. Die Therapie ist zeitkritisch und erfordert die ausgedehnte Resektion des infizierten noch vitalen Gewebes mit dem Ziel vor die Streptokokken-Invasion zu gelangen, sowie eine antibiotische Tripletherapie. Ärztlicher Anspruch ist es, den häufig letalen Verlauf der Erkrankung zu verhindern.