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Prostata-MRT – wie zuverlässig sind die Befunde aus dem klinischen Alltag wirklich?
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Published: | May 13, 2024 |
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Einleitung: Der PI-RADS-Score ist mittlerweile mit Version 2.1 ein etabliertes System um die Malignitätswahrscheinlichkeit von Läsionen der Prostata vorherzusagen. In zahlreichen Studien zeigte er eine gute Sensitivität und ausreichende Spezifität, sowie eine moderate Übereinstimmung in der Interraterreliability in der idealisierten Studiensituation. Doch wie der PI-RADS-Score tatsächlich im klinischen Alltag abschneidet, wird häufig nur unzureichend abgebildet. Diese retrospektive Studie sollte diesen Aspekt in unserer Klinik beleuchten und eventuelle Diskrepanzen zwischen Studien und der Realität zeigen.
Methoden: Wir verglichen von 179 Patienten die PI-RADS-Scores der Indexläsionen mit deren histopathologischen Ergebnissen der MRT-fusionierten Stanzbiopsie sowie der gleichzeitig durchgeführten kontrolliert systematischen Prostatastanzbiopsie. Dabei wurden alle Untersuchungen in unserem Haus durchgeführt. Radiologiebefunde wurden im 4-Augen-Prinzip von 2 Fachärzten für Radiologie erstellt. Bei 42 Patienten mit 59 Läsionen wurde unabhängig davon in einer externen Praxis eine zusätzliche MRT und MRT-Befundung durchgeführt. Die Daten wurden retrospektiv gesammelt und explorativ ausgewertet.
Ergebnisse: In unserem Studienkollektiv wiesen 49% ein klinisch signifikantes Karzinom (Gleason-Summe ≥7), 18% ein klinisch nicht signifikantes Karzinom (Gleason-Summe=6) und 35% kein Karzinom auf. 9% der vergebenen PI-RADS-Scores lagen unter 3 und 20% bei 3. Wir erreichten für das Vorliegen eines klinisch signifikanten Prostatakarzinoms bei einem PI-RADS ≥3 eine Sensitivität von 100% und eine Spezifität von 18%. Erhöhten wir den Cut-off auf einen PI-RADS ≥4 sank die Sensitivität auf 96% und die Spezifität stieg auf 51%. Von den extern und intern befundeten 59 Läsionen stimmten 66% im PI-RADS-Score überein. In 29% der Fälle wurde ein PI-RADS ≥4 auf 3 oder niedriger herabgestuft oder Läsionen intern neu beschrieben, die extern nicht beschrieben waren.
Schlussfolgerung: Die Sensitivität des PI-RADS-Scores lag in unserem Haus mit 100% oberhalb der in der Literatur beschriebenen Werte. Die Spezifität jedoch lag mit 18% deutlich darunter. Dies ist einerseits durch einen Selektionsbias zu erklären, da nur 9% der Patienten mit einer Niedrigrisikoläsion biopsiert wurden, was deutlich weniger ist als in vielen Studien. Es zeigt jedoch, dass möglicherweise genau in diesem Kollektiv mehr unnötige Prostatastanzen stattfinden als viele Studien es erwarten lassen. Auch der Vergleich mit der externen Praxis legt nahe, dass die Interraterreliability außerhalb der idealen Studienbedingungen möglicherweise deutlich unterhalb der diskutierten moderaten Übereinstimmung liegt.