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Die Herausforderungen komplexer Geburtsverletzungen in Subsahara-Afrika – Prävention, Therapie und Reintegration
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Published: | June 20, 2023 |
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Geburtsfisteln treten in Subsahara-Afrika immer noch bei bis zu 1% der Geburten auf. Die Prävention muss im politisch-gesellschaftlichen Kontext verankert werden, da Frauen der Zugang zum Gesundheitssystem und zur Familienplanung oft verwehrt bleibt. Die Ursachen sind multifaktoriell: schlechte Ausstattung der medizinischen Einrichtungen, veraltete Ausbildung in Universität und Klinik, Fachkräftemangel und -abwanderung sowie leider auch weitreichende Korruption. Die Kombination mit konservativen Familiensystemen und Armut erhöht das Risiko auf zu späte und unzureichende Versorgung während Schwangerschaft und Geburt, aber auch bei der späteren Versorgung von Geburtsverletzungen. Iatrogene hohe Fisteln bei Sectio oder Hysterektomie nehmen an Häufigkeit zu und betragen in einzelnen Ländern bis 30% der Fälle. Krisen wie Covid 19, Hungersnöte aufgrund Klimawandel und Ukrainekrieg haben die Situation verschärft. Die differenzierte Betrachtung des Ausmaß der Fistel und der Folgeerkrankungen ist zur Therapieplanung essentiell, oft sind mehrere Operationen und Betreuung über viele Jahre erforderlich, um Kontinenz und Lebensqualität zu restituieren. Am Beispiel der ugandischen gemeinnützigen Organisation TERREWODE wird das Konzept von Prävention, Identifikation, operativer Therapie, psychosozialer Betreuung, Rehabilitation und Integration vorgestellt. Exemplarisch werden einzelne Befunde demonstriert und die therapeutische Herangehensweise erörtert. Um eine nachhaltige Änderung der Situation in Subsahara-Afrika zu erreichen, müssen die Anstrengungen intensiviert werden, Bildung und Selbstbestimmung für Frauen, Zugang zu Familienplanung, Ausbau des Gesundheitssystems und Transfer von Knowhow zu verbessern. Das Auftreten von Geburtsfisteln ist eine Menschenrechtsverletzung, gegen die ein konsequentes Engagement erforderlich ist.