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Oh Schreck – Blut im Samenerguss!
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Published: | June 20, 2023 |
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Eine Hämato- oder auch Hämospermie ist ein den Betroffenen zunächst stark verunsicherndes Ereignis. Sie betrifft vor allem die 3. bis 4. Lebensdekade. Die Farbe kann dabei von hellrot bis dunkelbraun variieren, 6 von 10 Männern sind einmal in ihrem Leben betroffen. Bei etwa 1% der Patienten, die ambulant einen Urologen konsultieren, ist sie der Vorstellungsgrund. In ca. 70% handelt es sich um eine sogenannte idiopathische Hämatospermie, für die sich keine Ursache finden lässt. Sie heilt im Regelfall nach Tagen bis Wochen folgenlos aus und bedarf keiner weiteren Abklärung. Wir berichten über den besonderen Fall einer interventionsbedürftigen idiopathischen Hämospermie. Im September 2021 stellte sich ein 38-jähriger Patient wegen einer Hämospermie, die postkoital unter dem Bild einer Blutung ex urethrae persistierte, bei uns vor. Aufgrund einer partiellen Blasentamponade entschlossen wir uns zur Anlage eines Spülkatheters und direkten zystoskopischen Abklärung, die aber keinerlei pathologisches Korrelat zeigte. Die Blutung sistierte rasch und wir verblieben konservativ. Sechs Woche später stellte er sich wegen einer erneuten Blutung postkoital wieder vor, eine erweiterte Diagnostik (CT-Abdomen, MRT-Becken) erbrachte keinerlei auffällige Befunde. Die häufigste Ursache einer Hämospermie sind Verletzungen von Prostata und Harnröhre infolge ärztlicher Eingriffe oder Untersuchungen. Die Prostatabiopsie steht hier an erster Stelle, 80% der Männer berichten anschließend über eine Hämospermie. Infektionen stehen an zweiter Stelle. In seltenen Fällen sind aber auch bösartige Tumore (Prostata-/Hodentumore) ursächlich. Aber auch bei Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen oder Lebererkrankungen wurden Hämospermien beschrieben, ein direkter Zusammenhang ließ sich aber nicht belegen. Die Diagnostik sollte angepasst erfolgen, bei einer einmaligen Hämospermie kann konservativ verblieben werden. Bei rezidivierenden Episoden sollte eine therapiepflichtige Erkrankung ausgeschlossen werden. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache, bei einer Infektion ist eine möglichst testgerechte antibiotische Therapie indiziert. Liegen Anomalien (Gefäßveränderungen, Zysten etc.) vor, kann eine operative Therapie nötig sein. Unser Fall beschreibt eine sehr eindrucksvolle Ausprägung einer Hämospermie, bei der sich aber, wie im überwiegenden Teil dieses Krankheitsbildes, keine Ursache fand. Bei rezidivierender Symptomatik ist eine Abklärung anzustreben.