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Symphysitis und urosymphyseale Fisteln nach strahlentherapeutischer Behandlung von Tumoren im kleinen Becken: Urologisches Management einer seltenen, aber schwerwiegenden Behandlungsfolge
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Published: | June 20, 2023 |
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Einleitung: Symphysitiden und urosyphyseale Fisteln können auch noch viele Jahre nach einer Radiatio im kleinen Becken als Spätfolgen auftreten und zu ausgeprägten Beschwerden führen, welche die Lebensqualität deutlich einschränken. Oft ist eine konservative Behandlung nicht möglich und aufwändige rekonstruktive Operationen notwendig.
Material und Methoden: In dieser monozentrischen Studie wurden 20 Patienten retrospektiv untersucht (Zeitraum 2006–2022), die nach einer Beckenradiatio eine Symphysitis und/oder urosymphyseale Fistel entwickelten. Anhand präoperativer Bildgebung (CT/MRT) wurden typische Merkmale der Symphysitis ermittelt und in einem Score zusammengefasst (0–5 Punkte, wobei höhre Punktewerte für ausgeprägtere bildmorphologische Merkmale stehen). Weiterhin wurden die Bestrahlungsdauer und -intensität, sowie die Zeitspanne von Bestrahlung bis Symphysitisnachweis, Katheterversorgung und mikrobiologische Keimnachweise erhoben.
Ergebnisse: Eine Radiatio erfolgte im Durchschnitt mit 85 (± 34) Gy über 38 (± 10) Tage. Die Zeitspanne von Radiatio bis zur Diagnose der Symphysitis oder Fistelung betrug im Median 4,3 (0,4–10) Jahre. Bei 62% der Patienten zeigte sich präoperativ ein Keimwachstum in der Urinkultur und bei 67% ein Keimnachweis im intraoperativen Symphysenabstrich. Der radiologische Score betrug 2,9 Punkte unmittelbar präoperativ und 1,1 Punkte bevor die Patienten symptomatisch wurden.
Schlussfolgerung: Bei diffusen Beckenschmerzen nach Beckenbestrahlung sollte an eine potentielle Symphysitis und/oder urosymphseale Fistel gedacht werden. Die Nachsorge sollte auch bei nicht-urologischen Tumoren und genanntem Beschwerdebild durch den Urologen erfolgen. Eine frühzeitige Zystektomie verhindert einen langen Leidensweg und trägt zum Erhalt der Lebensqualität bei.