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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Chance in Zeiten des Pflegemangels? Vergleichende Teilkostenanalyse offener vs. Roboter-assistierter Nierenteilresektionen mit Schwerpunkt auf den Pflegeaufwand

Meeting Abstract

  • Philip Zeuschner - Universitätsklinikum des Saarlandes
  • C. Böttcher - Universitätsklinikum des Saarlandes
  • L. Hager - SRH Fernhochschule
  • J. Linxweiler - Universitätsklinikum des Saarlandes
  • M. Stöckle - Universitätsklinikum des Saarlandes
  • S. Siemer - Universitätsklinikum des Saarlandes

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV6.7

doi: 10.3205/23swdgu056, urn:nbn:de:0183-23swdgu0567

Published: June 20, 2023

© 2023 Zeuschner et al.
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Einleitung: Roboter-assistiertes Operieren ist trotz perioperativer Vorteile mit hohen Anschaffungs- und laufenden Kosten verbunden. Vor dem Hintergrund des „Pflegenotstandes“ könnte aus einer geringeren Morbidität auch ein verminderter Pflegeaufwand resultieren. Dieser könnte einerseits eine pflegerische Entlastung und andererseits Kosteneinsparungen ermöglichen. In dieser vergleichenden Teilkostenanalyse offener vs. robotischer Nierenteilresektionen (NTR) wurden diese möglichen Einsparungen unter Einbeziehung weiterer Kostenfaktoren quantifiziert.

Methode: In einer retrospektiv-unizentrischen Erhebung wurden alle offenen und Roboter-assistierten Nierenteilresektionen eingeschlossen, die binnen zwei Jahren an einer urologischen Klinik erfolgten. Neben Patienten- und Tumorcharakteristika sowie operativen Ergebnissen wurde der Pflegeaufwand anhand der Pflegepersonalregelung und des INPULS® Intensivpflege- und Leistungserfassungssystems quantifiziert und im Gesamtkollektiv sowie nach Propensity Score Matching verglichen. In einer vergleichenden Teilkostenanalyse wurden zusätzlich die Gabe von Erythrozytenkonzentraten und die Material- und Verbrauchskosten des Robotersystems zuzüglich Sterilisation und Wartung als weitere Kostenfaktoren mit einbezogen.

Ergebnisse: Von 259 eingeschlossenen Patienten wurden 198 (76,4%) robotisch operiert. Offen Nierenteilresezierte waren kränker und hatten größere und komplexere Nierentumore. Die robotischen Nierenteilresektionen dauerten nach Propensity Score Matching signifikant länger, hatten weniger (schwere) Komplikationen und eine kürzere Patientenverweildauer. Der mediane gesamtpflegerische (2.407,8 vs. 1.126,8 min, p < 0,001) als auch mittlere tägliche Pflegeaufwand (245,7 vs. 222,6 min, p = 0,025) waren nach robotischer Operation signifikant geringer. Daraus resultierten Einsparungen in Höhe von 186,48 € Pflegepersonalkosten pro robotischer Operation, zuzüglich Einsparungen von 61,76 € durch eine geringere Gabe an Erythrozytenkonzentraten. Infolge erhöhter Material-, Verbrauchs- sowie Kosten für Sterilisation und Wartungsvertrag entstanden in Summe jedoch Mehrkosten in Höhe von 1.311,98 € pro robotischer Operation.

Schlussfolgerung: Der Pflegeaufwand nach robotischer Nierenteilresektion war verglichen zur offenen Operation signifikant geringer, was zu einer messbaren Entlastung von Pflegepersonal beitrug. Dieser bislang unbeachtete Einsparmechanismus konnte jedoch in Kombination mit einer verringerten Gabe an Erythrozytenkonzentraten die ansonsten erhöhten Sachkosten nicht amortisieren.