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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Einblicke in die aktuelle Behandlung von Prostatakrebs in Deutschland: UNDERSTAND – eine multizentrische Versorgungsforschungsstudie

Meeting Abstract

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  • C. Ohlmann - Johanniter-Krankenhaus Bonn-Gronau
  • Simone Ruhland - Recordati Pharma

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV5.3

doi: 10.3205/23swdgu042, urn:nbn:de:0183-23swdgu0427

Published: June 20, 2023

© 2023 Ohlmann et al.
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Einleitung: Die UNDERSTAND-Studie wurde durchgeführt, um tiefere Erkenntnisse über die derzeitige Behandlung des Prostatakarzinoms (PCa) in der klinischen Routinepraxis in Deutschland zu gewinnen und dadurch mögliche Defizite zu identifizieren. Zielsetzung war es, die möglichen Behandlungswege, die multidisziplinäre Zusammenarbeit, die Häufigkeit der Testosteronmessung und die wahrgenommenen Unterschiede zwischen den verfügbaren Behandlungen bezüglich ihrer Wirksamkeit, einschließlich der Testosteron- und PSA-Suppression, sowie die Handhabung und Lagerungsbedingungen zu erfassen.

Methode: 208 niedergelassene Urologen nahmen an der prospektiv geplanten Datenerhebung von September 2021 bis April 2022 zu verschiedenen Aspekten der PCa-Behandlung teil. Die Auswertung erfolgte mittels einer deskriptiven statistischen Analyse aller erhobenen Kriterien. Die Antworten wurden auf Plausibilität geprüft, fehlende Werte wurden nicht ersetzt und es wurden keine statistischen Hypothesen formuliert.

Ergebnisse: Die Umfrageteilnehmer kooperieren hauptsächlich mit drei verschiedenen Spezialisten, dabei sind Strahlentherapeuten (92,3%), urologische Chirurgen (86,5%) und Onkologen (65,9%) die bevorzugten Partner. Die Hälfte der Teilnehmer nahm häufig an multidisziplinären Tumorboards teil, während 19,2% nie an einem Tumorboard teilnahmen. Mehrheitlich werden derzeitig Karzinome im Frühstadium (T1/T2) behandelt. Allerdings lag bei fast 20% der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine fortgeschrittene Erkrankung vor. Der PSA-Wert wurde von allen Teilnehmern regelmäßig kontrolliert, während der Testosteronwert nur bei der Hälfte regelmäßig gemessen wurde. Im Hinblick auf die LHRH-Therapie waren der Vorbereitungsaufwand und Injektionskomfort für den Patienten die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zwischen den eingesetzten Arzneimitteln. Es wurden jedoch auch Unterschiede in der Wirksamkeit sowie in der Tiefe der Testosteron- und PSA-Suppression wahrgenommen. Die Entscheidung für eine bestimmte Androgendeprivationstherapie (ADT) wurde vor allem durch das Vorliegen von Begleiterkrankungen beeinflusst. In der Regel wird die ADT während der Behandlung nicht gewechselt und das ursprünglich verschriebene Präparat wird auch bei Fortschreiten zum kastrationsresistenten PCa beibehalten. Abirateron und Enzalutamid wurden am häufigsten als primäre zusätzliche Behandlungsoptionen für CRPC angegeben. Die Einhaltung der Dosierungsintervalle durch die Patienten war bei den meisten Patienten (73,3%) gut, aber wurde bei 17,5% der Patienten als verspätet angegeben.

Schlussfolgerung: Die UNDERSTAND-Studie zeigt, dass eine beträchtliche Anzahl der niedergelassenen Urologen nie an multidisziplinären Tumorboards teilnahm, was deutlich verbessert werden könnte. Darüber hinaus besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen der in den Leitlinien empfohlenen Testosteronüberwachung während der ADT und ihrer Anwendung in der täglichen Praxis. Die meisten Patienten hielten sich strikt an die Behandlungsintervalle. Allerdings gibt es einen erheblichen Prozentsatz von Patienten, die ihre Injektionen zu spät erhalten, was das Risiko eines vorübergehenden Testosteronanstiegs birgt, insbesondere bei den Patienten, die erst kürzlich mit der ADT begonnen haben.